Mit einer Kampagne soll die theologische Ausstrahlung evangelischer Friedhöfe sichtbarer werden. Wie das funktionieren soll, hat Anke von Legat Landeskirchenrat Martin Bock von der Evangelischen Kirche in Westfalen gefragt.
Kirche und Friedhof, das gehört für viele Menschen zusammen. Kirchengemeinden empfinden die Verwaltung von Friedhöfen dagegen oft als Belastung. Warum?
Ein Friedhof macht viel Arbeit: Friedhofsgebühren, Liegezeiten, Sicherheitsvorschriften – all das muss von der Gemeinde verwaltet werden. Dazu kommen Konflikte, etwa wenn Menschen besondere Grabmäler aufstellen möchten. Dabei gerät der Schatz, den wir mit unseren evangelischen Friedhöfen haben, leicht aus dem Blick.
Und der wäre?
Friedhöfe sind ein besonderes Erbe. Zum einen als Orte der Erinnerungen: Da wird an vertraute Menschen erinnert, die nicht selten ja auch mit der Gemeinde verbunden waren. Zum anderen als Orte, an denen unser christlicher Glaube sichtbar und erlebbar wird: Wir sind in Gottes Hand geborgen, und wir haben Hoffnung über den Tod hinaus.
Wo wird diese Hoffnung konkret?
In den Menschen, die in der Gemeinde für den Friedhof tätig sind, angefangen bei den Pfarrerinnen und Pfarrern über die Verwaltungsmitarbeiter bis hin zu Ehrenamtlichen. Die stehen mit viel Engagement für den evangelischen Glauben und kommunizieren das in vielen Begegnungen mit Hinterbliebenen und Friedhofsbesuchern. Außerdem ist ein Friedhof ja auch ein Ort, an dem Trauernde miteinander ins Gespräch kommen und sich vielleicht gegenseitig trösten können. Also ein Ort, an dem auch ganz viel Leben stattfindet.
Viele Menschen stöhnen über Beerdigungskosten und wollen sie so gering wie möglich halten …
Wir kennen die finanziellen Zwänge und Nöte vieler Gemeindeglieder und Nutzer. Unsere Friedhöfe werden über Gebühren finanziert; das heißt, dass die Gesamtkosten anteilig auf alle Nutzer umgelegt werden. Einen Gewinn machen die Gemeinden dabei nicht – anders als private Anbieter wie etwa Friedwälder. Wir bemühen uns natürlich, gute und auch kostengünstige Angebote zu machen, etwa pflegeleichte Gräber oder Kolumbarien. Und wir bieten ja auch etwas für das Geld. Wir würdigen die Menschen, die hier beigesetzt werden und sehen sie nicht als Kostenfaktor. Wir sorgen dafür, dass diese Erinnerungsorte attraktiv gestaltet sind. Und nicht zuletzt erhalten wir auch ein kulturelles Erbe.
Sie starten jetzt gemeinsam mit der lippischen und der rheinischen Landeskirche eine Kampagne, um die Bedeutung unserer evangelischen Friedhöfe neu ins Bewusstsein zu rücken.
Genau. Wir haben die Aktion „Ort der Hoffnung“ genannt. Dafür haben wir Material für Gemeinden entwickelt, mit dem sie sich an Hinterbliebene wenden können und auf den Friedhöfen selbst auf unsere christliche Auferstehungshoffnung hinweisen können. Gemeinden können bei uns Druckvorlagen für Postkarten, Visitenkarten oder Friedhofsschilder erhalten und diese zusätzlich individuell anpassen. Außerdem wird die Internet-Seite www.ort-der-hoffnung.de am Ewigkeitssonntag freigeschaltet, auf der sich evangelische Friedhöfe als Ort der Hoffnung präsentieren können.
Reichen denn ein paar Postkarten, um das Image zu verbessern?
Sie unterstützen die Gemeinden beim Außenauftritt. Unsere Kampagne richtet sich aber auch nach innen: Sie möchte in den Gemeinde, den Presbyterien und Kirchenvorständen, den Verantwortlichen und Ehrenamtlichen das Bewusstsein dafür stärken, was für einen Schatz wir mit unseren Friedhöfen haben. Mit Leben füllen müssen das dann die Gemeinden. Wir wünschen uns, dass sich Gemeinden ganz bewusst für diesen Schwerpunkt entscheiden und das Projekt dann mit Leben füllen.
