Mehr Kinderschutz in pädagogischer Ausbildung gefordert

Thüringen will den Schutz vor Gewalt und sexuellem Missbrauch von Minderjährigen stärker in der Ausbildung und Lehre von pädagogischen Berufsgruppen verankern. Alle Fachkräfte und auch die Zivilgesellschaft müssten näher hinschauen und zuhören, wenn es einem Kind oder Jugendlichen nicht gut gehe, sagte der Landesbeauftragte für den Kinderschutz, Staatssekretär Winfried Speitkamp, am Donnerstag in Erfurt. Minderjährige hätten ein Recht darauf, gesund und ohne Gewalt aufzuwachsen.

Speitkamp zeigte sich schockiert von einem in dieser Woche bekannt gewordenen Verdachtsfall im nordthüringischen Ebeleben. Ein Heimerzieher soll sich demnach über einen längeren Zeitraum hinweg schwerer Missbrauchsvergehen gegenüber Kindern schuldig gemacht haben. Sollte sich der Verdacht bestätigen, zeige dies einmal mehr, dass sexualisierte Gewalt kein Randthema in der Gesellschaft sei, sagte Speitkamp.

Junge Menschen, die ohnehin schon unter schwierigen Bedingungen aufwachsen, wie in einer stationären Jugendhilfeeinrichtung, sollten die bestmögliche Betreuung und Begleitung erhalten. Umso verwerflicher sei die vorgeworfene Tat, wenn sie mutmaßlich durch eine Fachkraft verübt werde, der Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse schamlos ausnutze.

In Thüringen liegt die Zahl der Missbrauchsfälle von Kindern und Jugendlichen seit Jahren auf hohem Niveau. 2023 zählte die polizeiliche Kriminalitätsstatistik mit 422 Fällen allerdings erstmals weniger sexuelle Übergriffe auf Kinder und Jugendliche als noch 2022 (452 Fälle) und 2021 (455 Fälle). Es wird jedoch von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen.