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Wehrdienst: Mehr Interessenten für Kriegsdienstverweigerung

Die Rückkehr der Wehrpflicht wird eine konkrete Perspektive. Damit stellen sich viele junge Leute auch die Frage, ob sie den Kriegsdienst verweigern sollten. Der Wunsch nach Beratung wächst.

Deutschland sucht Soldaten und will junge Männer ab 2027 wieder zur Musterung bitten
Deutschland sucht Soldaten und will junge Männer ab 2027 wieder zur Musterung bittenImago / Photothek

Angesichts der Debatte über eine Rückkehr zur Wehrpflicht erleben Beratungsstellen für Kriegsdienstverweigerung wachsenden Zulauf. “Bei uns gehen immer mehr Anfragen ein, wenn das Thema Wehrdienst und Wehrpflicht in den Medien ist”, sagte der politische Geschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFGVK), Michael Schulze von Glaßer, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Allein die Internetseite verzeichnete nach seinen Angaben im August fast 55.000 Aufrufe; im Mai seien es noch unter 24.200 gewesen.

Strategiewechsel in der Beratung

Seit dem Kabinettsbeschluss über die Einführung eines neuen Wehrdienstes habe es in der Beratung einen “Strategiewechsel” gegeben, sagte Schulze von Glaßer: “Bis vor kurzem haben wir Ungedienten – also Zivilisten, die bislang noch nichts mit der Armee zu tun hatten – empfohlen, noch keinen Verweigerungsantrag zu stellen, da sie dann zur Musterung eingeladen worden wären.” So würden sie der Armee nicht auffallen. Seit vergangener Woche empfehle man “allen jungen Menschen – insbesondere denen, die nach dem 1. Januar 2010 geboren wurden – einen Antrag auf Kriegsdienstverweigerung zu stellen, da sie laut dem neuen Wehrdienstgesetz sowieso gemustert werden sollen”.

Folgen der Wehrdienstreform: Beratungsanfragen steigen

Anträge auf Kriegsdienstverweigerung müssen bei den Karrierecentern der Bundeswehr gestellt werden, weil ihnen eine Tauglichkeitsprüfung durch die Bundeswehr vorausgehen muss.

Die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) teilte dem Redaktionsnetzwerk mit, die Wehrpflicht-Debatte habe die Zahl der Beratungsanfragen bereits im vergangenen Jahr um mehr als 30 Prozent ansteigen lassen.

Beratungsstellen: Massiver Zulauf

Das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben erfasste in der ersten Jahreshälfte 1.363 Anträge zur Anerkennung auf Kriegsdienstverweigerung. 2022 lag die Zahl der Anträge bei 951, im Jahr darauf waren es 1.079 und 2024 insgesamt 2.241.