Diskriminierung: Mehr als jeder zweite Arbeitsmigrant klagt
Deutschland braucht Fachkräfte aus dem Ausland, doch viele stoßen auf Hindernisse. Bemerkenswert ist aber, dass die Erwerbsquote bei den Zuwanderern auch noch nach fünf Jahren hoch ist.
Rund 56 Prozent aller Arbeitsmigranten aus Nicht-EU-Staaten berichten über Diskriminierung in Deutschland. Das geht aus einer in Nürnberg veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hervor. Demnach klagten rund 40 Prozent über entsprechend schlechte Erfahrungen bei der Wohnungssuche, 21 Prozent fühlten sich am Arbeitsplatz benachteiligt, ein weiteres Fünftel beim Umgang mit Ämtern oder Behörden. Weniger häufig hätten die Befragten im Umgang mit Schulen, Gesundheitseinrichtungen oder der Polizei Diskriminierung erfahren, heißt es weiter.
Höhere Hürden für Nicht-Akademiker
Die Forscher nehmen außerdem an, dass Personen mit Berufsabschlüssen weiterhin höhere Hürden bei der Einwanderung überwinden müssten als Hochschulabsolventen. Darauf deute hin, dass seit Einführung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes (FEG) im März 2020 deutlich mehr Menschen mit Hochschulabschluss unter den Erwerbsmigranten seien, während der Anteil der Nicht-Akademiker um rund ein Drittel gesunken sei. “Der Nachweis der Gleichwertigkeit für im Ausland erworbene Berufsabschlüsse, vor allem in nicht reglementierten Berufen, ist langwierig, während Hochschulabschlüsse international besser vergleichbar sind”, erläuterte Forscherin Tanja Fendel.
Trotz der Gesetzesänderung existierten zudem weiterhin bürokratische Hemmnisse bei der Visumserteilung und der Einwanderung im Familienkontext. Daher müssten beim Einwanderungsprozess auch die Jobsuche der Partner, die Kinderbetreuung und Wohnungssuche berücksichtigt werden, sagte Fendel.
Mehrheit der Arbeitsmigranten nach Jahren in Arbeit
Die Macher der Studie beobachteten zudem, dass seit Einführung des Gesetzes mehr Frauen und jüngere Menschen aus Drittstaaten zum Arbeiten nach Deutschland kämen. Diese Frauen arbeiteten außerdem häufiger in Vollzeit als andere aus dem Ausland stammende oder deutsche Frauen. Im ersten Jahr nach dem Zuzug seien rund 92 Prozent aller seit 2017 zum Arbeiten nach Deutschland gekommenen Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, machten eine Ausbildung oder ein Praktikum. Auch fünf Jahre nach dem Zuzug arbeiteten noch 75 Prozent der Frauen und 86 Prozent der Männer. Dies sei ein höherer Wert als bei deutschen Staatsangehörigen mit 65,5 Prozent.