„Mehr als eine kleine Ausstellung“ – Evangelische Kirche in Wuppertal plant KZ-Gedenkort
In dem sogenannten „frühen“ Konzentrationslager in Wuppertal-Kemna waren über 3.000 Gefangene interniert. Superintendentin Ilka Federschmidt erklärt die Pläne der Kirche für das historische Areal.
Die Erinnerung an die ersten Konzentrationslager (KZ) der Nationalsozialisten ist nach Ansicht der Theologin Ilka Federschmidt auch ein Aufruf zu gelebter Demokratie. In den bereits 1933 entstandenen „frühen Lagern“ hätten die Nazis den demokratischen Willen durch Terror und Gewalt gegen politische Gegner zerbrochen, um ihre Macht durchzusetzen, sagte die Wuppertaler Superintendentin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die evangelische Kirche in Wuppertal will an dem ehemaligen KZ-Standort in Wuppertal-Kemna in den kommenden Jahren einen Lern- und Gedenkort errichten. Bereits jetzt ist dort an einzelnen Tagen die Ausstellung „Auftakt des Terrors. Frühe Konzentrationslager im Nationalsozialismus“ zu sehen.
Das Lager in Wuppertal-Kemna, in dem insgesamt 3.500 politische Gefangene interniert waren, bestand auf einem früheren Fabrikgelände zwischen Juli 1933 und Januar 1934. Es war eines von deutschlandweit damals rund 70 „frühen Lagern“ und das einzige auf dem Gebiet des heutigen Nordrhein-Westfalen. Inhaftiert wurden dort vor allem Kommunisten, Sozialdemokraten und Sozialisten aus dem Bergischen Land und dem Ruhrgebiet. Der Kirchenkreis Wuppertal war 2019 auf der Suche nach einem neuen Standort für sein Archiv auf das ehemalige KZ-Areal in Kemna gestoßen und hatte es erworben.
Selbstkritik zur Rolle der Kirche
Durch bauhistorische Untersuchungen konnten Anknüpfungspunkte verortet werden, berichtete die Superintendentin. Dazu gehörten etwa ein früherer Lastenaufzug, in dem Gefangene gequält wurden, oder eine ehemalige Schreibstube, in der die SA die Häftlinge bei deren Ankunft verprügelte. Bei dem Lern- und Gedenkort müsse es also „um mehr als eine kleine Ausstellung“ gehen, auch mit Blick auf die Bedeutung solcher Lager für die Zerschlagung der Demokratie, betonte Federschmidt.
Zurzeit entwickelt der Kirchenkreis mit einem Fachbüro ein historisch-pädagogisches Konzept für eine künftige Gedenkstätte. Die evangelische Kirche in Wuppertal wolle sich in Kemna außerdem selbstkritisch mit ihrer eigenen Rolle vor 90 Jahren auseinandersetzen, sagte Federschmidt. Selbst die „Bekennende Kirche“, die sich gegen eine Gleichschaltung von Kirche und Theologie durch die Nationalsozialisten wehrte, habe den Verfolgten aus der Arbeiterbewegung, abgesehen von wenigen Ausnahmen, nicht beigestanden. Die in dem KZ tätigen Pfarrer hätten vor allem die Gelegenheit gesehen, die Gefangenen zu missionieren.