Mehr als 240 Millionen E-Rezepte – Kassen sehen Erfolgsmodell

Die Entwicklung hat Jahrzehnte gedauert. Der Widerstand gegen das elektronische Rezept war groß. Seit Januar ist es Standard in der medizinischen Versorgung. Mittlerweile ist die Zustimmung groß.

Für die gesetzlichen Krankenkassen ist das elektronische Rezept ein Erfolgsmodell. Ein halbes Jahr nach seiner Einführung seien mehr als 240 Millionen E-Rezepte eingelöst worden, sagte die Vorstandsvorsitzende des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV), Doris Pfeiffer, der “Neuen Osnabrücker Zeitung” (Dienstag).

Das E-Rezept zeige, dass die dringend notwendige Digitalisierung des Gesundheitswesens gelingen könne, fügte sie hinzu. “Entscheidend ist und bleibt, dass alle Beteiligten, hier vor allem die Ärzteschaft und die Apotheken, engagiert mitmachen. Digitalisierung gelingt nur miteinander”, so Pfeiffer.

Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) zog eine eher positive Bilanz: “Nachdem es einige Zeit lang ordentlich geruckelt hat, hat sich das E-Rezept in den meisten Praxen nun gut etabliert”, sagte KBV-Vorstandsmitglied Sibylle Steiner der Zeitung. Noch gebe es aber Verbesserungsbedarf: “In manchen Systemen dauert das Signieren von elektronischen Rezepten noch zu lange. Außerdem sind noch längst nicht alle Verordnungen per E-Rezept möglich.” Für Betäubungsmittel oder Teststreifen beispielsweise müssten immer noch Papierrezepte ausgestellt werden. “Bei einem Patienten mit Diabetes wird das Insulin elektronisch verordnet, die Teststreifen allerdings auf Papier. Das ärgert dann Arzt und Patient”, so Steiner.

Auf einem guten Weg sieht der Deutsche Apothekerverband (DAV) das E-Rezept: “Die meisten der anfänglichen technischen Probleme, die außerhalb der Apotheken entstanden waren, sind mittlerweile behoben”, sagte die stellvertretende DAV-Vorsitzende Anke Rüdinger. Anfangs sei es allerdings zu erheblichen Schwierigkeiten gekommen.

Die Startschwierigkeiten hatten auch den Kassenärzten Sorgen bereitet: “Anfangs mussten die Praxen viel Aufklärungsarbeit bei den Patienten leisten – das wäre Aufgabe der Krankenkassen gewesen und auch von Seiten des Bundesgesundheitsministeriums hätten wir uns mehr Informationen gewünscht”, sagte KBV-Vorstandsmitglied Steiner. Hinzu kamen immer wieder Systemausfälle in der Telematikinfrastruktur. Beides habe die Praxen viel Zeit gekostet, die letztlich in der Patientenversorgung fehlte, so Steiner. “Wenn aber die Technik läuft, ist das E-Rezept unterm Strich ein Vorteil für Ärztinnen und Ärzte. Uns erreichen inzwischen viele positive Rückmeldungen.”

Fast 500 Millionen Rezepte lösten die Menschen in Deutschland im vergangenen Jahr ein – meist noch in Papierform. Seit 1. Januar ist das E-Rezept verbindlicher Standard in der Arzneimittelversorgung. Dabei bekommen Patienten statt des gewohnten rosa Zettels einen Code auf das Handy oder auf die elektronische Gesundheitskarte, mit dem sich in Apotheken Medikamente abholen lassen. Auch per App soll das Rezept eingelöst werden können.