Aus acht Teilen wurde sie wieder zusammengesetzt: eine vor langer Zeit getöpferte Trompete. Experten sprechen von einem archäologischen Fund mit Seltenheitswert.
Archäologen sind 2022 bei Grabungen im oberbayerischen Dorfen bei Erding auf eine mehr als 200 Jahre alte Keramiktrompete gestoßen. Der Generalkonservator des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, Mathias Pfeil, sprach am Mittwoch in München von einem Glücksfall. Das filigrane Instrument aus zerbrechlichem Material sei nahezu vollständig erhalten. Es könne viel dazu beitragen, mehr über die Herstellungstechnik und die Verwendung derartiger Instrumente zu erfahren. “Denn Trompeten aus Ton sind bislang seltene archäologische Fundstücke in Bayern wie in Deutschland”, so Pfeil.
Zerbrochen in acht Einzelteile, sei das Instrument aus den Verfüllschichten des ehemaligen inneren Stadtgrabens geborgen worden, hieß es. Sorgfältig aus mehreren Teilen zusammengesetzt und teilweise glasiert beeindrucke die Trompete Fachleute durch ihre präzise handwerkliche Ausführung. Sie seien sich jedoch einig, dass der Klang ein völlig anderer sei als jener von heutzutage gespielten Trompeten. Im Rahmen der nun abgeschlossenen Restaurierungsarbeiten habe das Blasinstrument fast vollständig zusammengesetzt werden können, nur das Mundstück und ein Teil des Schallbechers fehlten.
Bemerkenswert ist den Angaben zufolge die silbern glänzende Glasur, die das Instrument an einigen Stellen umgibt. Mit großem handwerklichem Geschick sei das gewundene Tonrohr vermutlich mit Hilfe einer ringförmigen Schablone gepresst worden, während der tönerne Schallbecher auf der Drehscheibe entstanden sein dürfte. Zwei senkrechte Stege zwischen den Rohrbögen sorgten für zusätzliche Stabilität. Durch seine Bauweise erinnere das knapp 44 Zentimeter lange Instrument an die Form metallener Trompeten. Doch bei der Dorfener Trompete handele es sich um eine sogenannte Naturtrompete, ein Instrument ohne Ventile oder Klappen, bei dem die verschiedenen Töne allein durch die Spannung der Lippen erzeugt werden.
Der Fundort der Trompete sei unweit eines der Dorfener Stadttore gewesen, berichtete Archäologin Ramona Baumgartner. “Es ist denkbar, dass die Trompete dort als Signalinstrument zum Einsatz kam, um die Bevölkerung vor Feuer oder anderen Gefahren zu warnen.” Datierbare Begleitfunde ordneten das Stück in das späte 18. oder frühe 19. Jahrhundert ein. Zu dieser Zeit war Dorfen den Angaben nach bereits ein belebter Marktort und ein regionales Handwerkszentrum. Die meisten der bisher nur wenigen archäologisch geborgenen Keramiktrompeten stammten aus dem Spätmittelalter oder der frühen Neuzeit.