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Mehr Abschiebungen 2022 vom Frankfurter Flughafen

Die Zahl der Abschiebungen vom Flughafen Frankfurt ist im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Etwa 3.900 Menschen seien abgeschoben worden, 500 mehr als 2021, teilte die Diakonie Frankfurt und Offenbach am Donnerstag in Frankfurt am Main mit. In den meisten Fällen seien die Rückführungen ohne besondere Vorkommnisse verlaufen, allerdings gebe es auch Versäumnisse. Die Abschiebebeobachtung in Frankfurt wird ökumenisch getragen von der Diakonie Frankfurt und Offenbach und dem Caritasverband der Diözese Limburg. Insgesamt seien 2022 rund 13.000 Geflüchtete aus Deutschland abgeschoben worden.

Gut 900 Abschiebungen vom Frankfurter Flughafen seien 2022 gescheitert, unter anderem, weil Betroffene Widerstand geleistet hätten (256 Fälle), aus medizinischen Gründen (75 Fälle), wegen Selbstverletzung oder versuchter Suizide (sieben Fälle) oder auch, weil Fluggesellschaften oder Piloten sich geweigert hätten, die jeweilige Person mitzunehmen (206 Fälle). Aufgrund des Verzichts auf Abschiebungen während der Corona-Pandemie hätten im Vorjahr weniger Menschen (3.400) über Frankfurt das Land verlassen müssen, teilte eine Diakonie-Sprecherin auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) mit.

Vereinzelt hole die Polizei Geflüchtete nachts aus ihren Unterkünften. Betroffene seien häufig nicht ausreichend über die Abläufe informiert und machten „einen irritierten oder verängstigten Eindruck“, heißt es. Betroffene trügen im Winter zu dünne Kleidung oder hätten keine Gelegenheit mehr, Geld von ihrem Konto abzuheben. „Viele kommen mittellos zum Flughafen und wissen meist gar nicht, was nun mit ihnen passiert“, sagte Abschiebebeobachterin Melisa Ergül-Puopolo.

In wenigen Fällen würden Familien gezielt getrennt, dies sei vor allem für die Kinder „extrem belastend“. Zudem würden Kinder auch wiederholt zum Dolmetschen aufgefordert, beispielsweise um ihren Eltern anzukündigen, dass diese im Falle von Widerstand gefesselt würden. Dies sei ein Verstoß gegen das Grundgesetz und die UN-Kinderrechtskonvention, heißt es in der Mitteilung.

Probleme wie mangelnde Verständigung oder unklare Zuständigkeiten entstünden oft schon auf dem Weg zum Flughafen. Deshalb müsse der gesamte Prozess beobachtet werden. „Der Vollzug einer Rückführung beginnt mit der Abholung und endet mit der Übergabe im Zielland. Daher sollten auch alle Abschnitte des Verfahrens beobachtet werden“, fordert die Diakonie.

Die Abschiebebeobachtung in Frankfurt wurde 2006 gegründet. Ziel sei es, „Transparenz in ein Verfahren zu bringen, das sonst unter Ausschluss der Öffentlichkeit ablaufen würde“, heißt es in der Mitteilung. Die Abschiebebeobachtung dokumentiere Verstöße gegen die Verhältnismäßigkeit eingesetzter Mittel und humanitäre Verletzungen. Finanziert werde die Arbeit durch die beiden christlichen Kirchen, seit 2018 mit Unterstützung durch das Land Hessen.