Mediziner: Geruchssinn auch für Krebsforschung interessant
Schnuppern gegen Tumore: Duftrezeptoren sitzen nicht nur in der Nase, sondern auch in Krebszellen. Mit den richtigen Düften lassen sie sich beeinflussen, sagt Mediziner Hanns Hatt.
Nach Forschungen des Mediziners Hanns Hatt können Gerüche auch für die Krebsforschung bedeutsam werden. Duftrezeptoren säßen etwa nicht nur in der Nase, sondern auch in vielen anderen Körperzellen – „darunter auch in Krebszellen“, sagte Hatt der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „Durch deren Reizung über bestimmte Düfte kann man also versuchen, das Zellwachstum zu beeinflussen – zu stimulieren oder zu reduzieren.“
So wird laut wissenschaftlichen Untersuchungen etwa durch einen Duftstoff aus der Ligusterblüte der Riechrezeptor in Dickdarmkrebszellen aktiviert – die Krebszellen starben ab oder wuchsen langsamer. Damit Patienten davon profitieren könnten, seien aber noch klinische Studien nötig, betont der Wissenschaftler, der jetzt das Buch „Die Lust am Duft. Wie Gerüche uns verführen und heilen“ veröffentlicht hat.
Jeder Duft bleibt im Gedächtnis
Der Forscher der Ruhr-Universität Bochum erklärte, dass jeder Duft, der mit der Nase aufgenommen werde, im Gedächtnis abgespeichert werde. „Gleichzeitig werden mit diesem Duft auch die Emotionen behalten, die wir in dem Moment haben. Das ist fest miteinander verknüpft. Das heißt also, ob ich mich gerade wohl oder unwohl fühle, das wird mitgespeichert. Und wenn ich den Duft wieder rieche, dann wird auch diese Emotion erneut hervorgerufen.“
Er betonte, für ihn sei der Geruchssinn der wichtigste von allen. „Durch die Corona-Pandemie haben viele Menschen gemerkt, wie sehr dieser Sinn eigentlich in unser Leben eingreift, wo wir es eben gar nicht so wahrnehmen oder nicht in Zusammenhang bringen“, so Hatt. „Ob wir uns wohlfühlen oder nicht, ob wir jemanden sympathisch finden oder nicht, ob wir eine Speise oder ein Getränk sehr gern mögen – das hat alles auch mit Riechen zu tun“.
Grundsätzlich hänge es von der persönlichen Erfahrung und der Erziehung ab, wie ein Duft bewertet werde. Schweißgeruch etwa sei „in unserem Kulturkreis deswegen so schlecht bewertet, weil wir bereits in der Jugend lernen, dass man stinkt, wenn man nach Schweiß riecht und dass man sich deshalb waschen muss“, sagte der Biologe. In anderen Kulturkreisen hingegen werde Schweißgeruch auch als etwas Positives empfunden. „Früher war das auch bei uns anders. Da galt es als etwas Schönes, wenn man den Duft von einem anderen Menschen wahrgenommen hat.“