Für die eigene Herzgesundheit lässt sich viel tun – dazu rät der Mediziner Gerhard Hindricks jeder und jedem Einzelnen. “Die Menschen brauchen Instrumente, um Hüter ihrer Herzgesundheit zu werden”, sagte er am Montag bei einem Pressegespräch der Stiftung Warentest. Sie veröffentlicht in der kommenden Woche Hindricks’ Ratgeber “Hallo, starkes Herz!”.
Alterungsprozesse ließen sich nicht komplett aufhalten, räumte der Experte ein – sie ließen sich jedoch verzögern. Auch sei eine Vielzahl von Schlaganfällen und Herzinfarkten vermeidbar. “Die Menschen haben deutlich mehr Angst vor einer Krebserkrankung, dabei ist das Risiko, schwer zu erkranken oder gar zu sterben, bei Herz-Kreislauf-Problemen deutlich höher.” Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Deutschland die häufigste Todesursache.
Zunächst brauche es Ehrlichkeit sich selbst gegenüber, erklärte Hindricks. So steige mit Bluthochdruck das Risiko für Schlaganfälle; Rauchen und Übergewicht seien weitere Risikofaktoren. “Wenn man mit dem Rauchen nicht alleine aufhören kann, muss man sich Hilfe holen”, sagte Hindricks, der Rhythmologe an der Berliner Charite ist. Entscheidend sei darüber hinaus ein “vernünftiger Umgang mit Genussmitteln”, also ein umsichtiger Genuss von Süßigkeiten, Fleisch oder Alkohol. Eine ebenso große Rolle spiele die Bewegung: “Wer sich drei mal wöchentlich eine halbe Stunde bewegt, hat schon viel für sich getan.”
Auch eine bestehende Erkrankung könne sich zurückentwickeln, wenn man entsprechende Maßnahme beachte. Früher habe man geglaubt, dass herzkranke Menschen sich schonen sollten. “Heute weiß man dagegen: Ein aktives Herz findet schneller und besser zurück zur Gesundheit”, so Hindricks.
Mit der Prävention von Risikofaktoren könne nicht früh genug begonnen werden, fügte der Experte hinzu. Er vermisse daher Gesundheitsunterricht an Schulen. Zudem sei die Zeit um den 40. Geburtstag herum “eine gute Marke”, um zu prüfen, wo die eigene Lebensweise gesünder werden könne – um zu verhindern, dass man mit über 60 Jahren ernsthaft erkranke.
Hindricks mahnte zudem, dass Unterschiede zwischen den Geschlechtern lange keine Beachtung gefunden hätten. Beispielsweise bei Herzinfarkten seien die Häufigkeit, die Symptome und auch die Behandlungsmöglichkeiten bei Männern und Frauen unterschiedlich. “Dies muss für optimalen Schutz und Versorgung stärker berücksichtigt werden.”