Müde, gereizt, erschöpft: Lange vor einem Zusammenbruch funkt der menschliche Körper schon SOS. Viele bemerken diese Signale jedoch zu spät. Ein Experte erklärt, wie man sie erkennt und gegensteuern kann.
Schlechter Schlaf, Schmerzen oder der Wunsch nach Rückzug: Dies können Alarmsignale des Körpers sein, die auf eine drohende Überlastung hindeuten. Vielen gelinge es erst nach einer echten Erkrankung, dies ernstzunehmen, sagte der Psychosomatiker Claas Lahmann im Interview der Zeitschrift “Psychologie Heute” (August-Ausgabe). Unter Stress entwickle man derweil eine Art Tunnelblick: Menschen gerieten dann häufig in einen “Überlebensmodus, in dem sie sich selbst nicht mehr von außen sehen oder wahrnehmen können, wie es ihnen geht”.
Auch falle es manchen leichter, “einen Bandscheibenvorfall zu akzeptieren, als sich vorher eine Überlastung einzugestehen”, ergänzte der ärztliche Direktor der Klinik für psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Freiburger Uniklinik. Suchtverhalten und veränderte Sexualität seien ebenfalls Warnzeichen, auf die man frühzeitig achten sollte.
Menschen seien sehr anpassungsfähig, erklärte Lahmann: “Die laute Straße vor der Haustür hören sie irgendwann auch nicht mehr. An dysfunktionale und gesundheitsschädigende Arbeitsbedingungen gewöhnen sie sich zum Beispiel, wenn andere auch so arbeiten und es vielleicht sogar in der Arbeitskultur sanktioniert wird, sich dem entgegenzustellen.” Manche hätten auch das Gefühl, dass sich so viel verändern müsste, dass sich ein Versuch der Verbesserung kaum lohne.
Der Experte warnte vor allzu langen Durchhalte-Versuchen. “Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder ich treffe die Entscheidung selbst, oder mein Körper trifft sie”, sagte er. “Wenn auf der Autobahn das Tanklämpchen blinkt, muss man abfahren, selbst wenn man dabei Zeit verliert. Wer das nicht tut, bleibt irgendwann liegen. So ist es beim Menschen auch.” – Im vergangenen Jahr erschien Lahmanns Buch “Wie Arbeit glücklich macht. Und wann man darüber nachdenken sollte, den Job zu wechseln”.