„Medium Magazin“ kürt Ina Ruck zur „Journalistin des Jahres“

Die ARD-Moskau-Korrespondentin Ina Ruck wird von der Fachzeitschrift „Medium Magazin“ als „Journalistin des Jahres“ geehrt. Nach Ansicht der unabhängigen Jury erfüllt Ruck „ihren Informationsauftrag vorbildlich und unermüdlich – trotz widrigster Umstände in Russland, das keine freie Presse mehr kennt“, wie die Zeitschrift in ihrer am Dienstag erschienenen aktuellen Ausgabe (06/2023) berichtet.

Die Korrespondentin der ARD sei zum „deutschen Gesicht der Russlandberichterstattung“ geworden, hieß es zur Begründung der Auswahl weiter. „Damit steht sie an vorderster Linie für die wenigen unabhängigen Stimmen, die noch aus Putins Russland zu uns dringen.“ Nur wenige deutsche Medien unterhielten wie die ARD noch ständig besetzte Büros in Moskau, unter anderen etwa dpa, „Süddeutsche Zeitung“, „Spiegel“ und ZDF.

Die Kategorie „Chefredaktion national“ gewinnt in diesem Jahr Philipp Peyman Engel von der „Jüdischen Allgemeinen“, der den Posten des Chefredakteurs der Wochenzeitung im September übernommen hatte. Seit dem Hamas-Angriff auf Israel und dem anschließenden Krieg im Gazastreifen ist er in anderen Medien ein gefragter Gesprächspartner. Die Kategorie „Chefredaktion regional“ gewinnen Carsten Fiedler und Sarah Brasack vom „Kölner Stadt-Anzeiger“. Fiedler hatte die Zeitung Anfang November verlassen, um zum Medienkonzern Burda zu wechseln.

Wie bereits am Montag bekanntgegeben, wird bei der Wahl zu den „Journalistinnen und Journalisten des Jahres“ in diesem Jahr der Moderator und Korrespondent Claus Kleber für sein Lebenswerk geehrt. Der 68-Jährige hat laut Jury das deutsche Fernsehen über Jahrzehnte nachhaltig geprägt. 18 Jahre habe Kleber das ZDF-„Heute Journal“ mit seinem eigenen, unverwechselbaren Stil präsentiert – mit einer „Mischung aus nachrichtlicher Seriosität, hintergründigem Humor und einer Gelassenheit, die sich nur leisten kann, der viel kann“.

Die Fachzeitschrift „Medium Magazin“ vergibt den undotierten Preis „Journalistinnen und Journalisten des Jahres“ in elf Kategorien. Die kommende Preisverleihung ist am 10. Juni 2024 in Berlin geplant.

Ruck hatte sich Mitte November in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) zu ihrer Arbeits in Russland geäußert. Sie sehe eine weiterhin mehrheitliche Zustimmung der Russen zum Krieg in der Ukraine. „Das liegt auch daran, dass dieser Krieg durchaus gut ist für viele Leute – so zynisch das klingt“, sagte die WDR-Journalistin.

„Die Soldaten erhalten vergleichsweise viel Geld, das sie nach Hause schicken können. Und wenn sie im Kampf sterben, werden die Familien geehrt – vielleicht sogar mit einer Urkunde des Präsidenten oder Verteidigungsministers – und finanziell bedacht.“ Die Familien stiegen im Ansehen. In Moskau, wo das Protestpotenzial theoretisch am größten sei, sei deshalb die Versorgung nicht schlechter geworden. „Wohl deshalb werden von hier auch sehr wenige Männer in den Krieg geschickt.“

Zu ihren Arbeitsbedingungen sagte Ruck, das Schwierigste sei „die permanente Sorge, dass wir unsere Gesprächspartner gefährden könnten“. Westliche Journalisten könnten sich frei im Land bewegen. „Aber natürlich ist uns bewusst, dass alle unsere Wege über Handyortung und Kameras nachverfolgt werden können. Spätestens seit Corona wissen wir, dass ganz Moskau durch Kameras überwacht wird. Bis in die Hausflure hinein.“

Die meisten Russen seien vorsichtiger und misstrauischer geworden, wenn es um Gespräche mit Journalisten gehe. Der russische Staat habe seit Kriegsbeginn die Mediengesetze immer wieder verschärft, so die Studioleiterin. Dass der US-Journalist und „Wall Street Journal“-Reporter Evan Gershkovich seit März wegen Spionagevorwürfen in Haft ist, bezeichnete die Journalistin als deutliches Zeichen der russischen Behörden an die westlichen Medien: Befasse Dich nicht mit bestimmten Themen.

Die ARD habe deshalb gleich nach Kriegsbeginn wie viele andere westliche Medien entschieden, die eigentliche Berichterstattung über den Krieg und den engeren Bereich des Militärischen nach Kiew und in die Zentrale nach Köln auszulagern. Auf diese Weise könne man seriös berichten, ohne das eigene Personal in Moskau zu gefährden.