Die Serie “Kinder trauern anders” von Simone Niewerth für Radio Lippe Welle Hamm hat den medienethischen Sonderpreis der Kirchen in Nordrhein-Westfalen erhalten. Die mit 2.500 Euro dotierte Ehrung wurde am Wochenende beim Hörfunkpreis der Landesanstalt für Medien (LfM) verliehen, wie die Kirchen am Montag mitteilten.
In der Begründung der Jury hieß es, die Beiträge über die Trauergruppe Hopi-Kids für Kinder im christlichen Hospiz in Hamm hätten vor allem durch die O-Töne von Kindern zum Thema Tod und Sterben überrascht und überzeugt – “nicht schwermütig oder problematisierend, sondern lebendig, lebensfroh, unverkrampft.”
Die kurzen Stücke könnten helfen, das Thema Tod aus der Tabuzone zu holen: “Sie lassen die Hörerinnen und Hörer erleben, wie Kinder den Tod eines verstorbenen Menschen verarbeiten – etwa indem sie sich an die schönen Erlebnisse erinnern und sie mit anderen teilen.” Die Autorin gehe sehr sensibel auf die Kinder ein und bringe sie zum Reden, ohne dass es voyeuristisch wird.
Lobende Erwähnungen erhielten Julia Winterfeld von Radio Vest sowie Helene Pawlitzki und Stefani Geilhausen von “Rheinpegel”, dem Düsseldorf-Podcast der “Rheinischen Post”.
Winterfeld hatte nach einem Zugunglück in Recklinghausen einen evangelischen Polizeiseelsorger interviewt. Dieser erzähle, so die Jury, “emotional und authentisch” von seiner Arbeit: “Auch die Grenzen von Seelsorge werden deutlich benannt. Es gibt keine vorgefertigten Antworten, auch Zweifel an Gott und Ratlosigkeit werden erwähnt; der Seelsorger berichtet auch von eigenen Problemen im Umgang mit solchen Unglücken und gewährt spannende Einblicke in das eigene Seelenleben.”
Pawlitzki und Geilhausen haben in ihrem Podcast “Eine Familie bricht ihr Schweigen” die Geschichte von Lieselotte nacherzählt. Sie wäre heute 92, doch ihre Nichte hat erst vor kurzem entdeckt, dass es diese Tante überhaupt gab. Denn Lieselotte hatte das Down-Syndrom und wurde 1941 von den Nazis aus der Familie weggeholt. Über Jahrzehnte wurde nie über ihre Existenz gesprochen. “Eine Aufarbeitung von Geschichte, wie sie sein sollte”, urteilte die Jury: “Die Nazi-Verbrechen an Menschen mit Behinderung bleiben nicht abstrakt, sondern bekommen einen Namen.”
Mit dem “Medienethischen Sonderpreis” zeichnen die Kirchen Sendungen aus, die aktuelle Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens aufgreifen. Mit der Ehrung sollen Journalisten in den NRW-Lokalradios ermutigt werden, auch vermeintlich schwierige Themen aufzugreifen und dabei an Grundwerte zu erinnern.
Die Jury besteht aus Stephan Kronenburg, Leiter der Abteilung Medien und Öffentlichkeitsarbeit im Bistum Münster, Ingo Lehnick, Chefredakteur des Evangelischen Pressedienstes epd West, Siegfried Ochs, Pastor der Freien Evangelischen Gemeinde Iserlohn, und Gottfried Bohl, Nachrichtenchef der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).