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Medienethikerin: ESC-Boykott wegen Israel nicht antisemitisch

Nachdem Israel grünes Licht für die Teilnahme am ESC 2026 bekommen hat, gibt es Lob und Kritik für die Entscheidung. Nun meldet sich eine Medienethikerin aus dem Austragungsland Österreich zu Wort.

Der Boykott des Eurovision Song Contest (ESC) 2026 in Wien durch mehrere Länder ist nach Ansicht der Medienethikerin Claudia Paganini nicht als antisemitisch zu werten. Das sagte die Expertin der Universität Innsbruck der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). “Es ist sogar aus ethischer Sicht gefährlich, jede Kritik an Israels Regierung pauschal als Antisemitismus zu etikettieren. Das verwässert den Begriff und kann paradoxerweise den ‘echten’ Antisemitismus fördern”, so die Theologin und Philosophin.

Kürzlich hatten die Sendeanstalten von Irland, Spanien und anderen Staaten angekündigt, wegen der Teilnahme Israels keinen Vertreter zu dem Musikwettbewerb zu schicken. Hintergrund ist Israels militärisches Vorgehen im Gazastreifen nach dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023.

Paganini sieht in dem ESC-Boykott ein “legitimes kommunikatives Mittel”, wenn ein Sender zu dem Schluss komme, dass eine Teilnahme nicht mit den eigenen Werten vereinbar sei. Was die vorgebrachten Antisemitismus-Vorwürfe angehe, liege die Verantwortung bei den Sendern selbst: “Öffentlich-rechtliche Medien müssen zweierlei leisten: konsequent gegen Antisemitismus auftreten und gleichzeitig Kritik an Menschenrechtsverletzungen ermöglichen, wo immer sie auftreten.”

Nach Einschätzung Paganinis wäre ein ESC in Österreich indes auch ohne Israel vorstellbar gewesen. “Die historische Verantwortung Österreichs besteht nicht darin, jede politische Entscheidung Israels zu schützen, sondern darin, jüdisches Leben zu schützen, Antisemitismus klar zu benennen und gleichzeitig universelle Menschenrechte ernst zu nehmen”, so die Ethikerin.