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Medien: Bewaffnete in Nigeria töten über 70 Bürgerwehr-Mitglieder

Sie wollten ihre Gemeinde schützen und wurden selbst zum Opfer: Banditen haben in Zentralnigeria viele Männer einer Selbstverteidigungsgruppe getötet. Die Gewalt nimmt überall im Land zu.

Bewaffnete Männer haben im westafrikanischen Nigeria mehr als 70 Mitglieder einer Bürgerwehr getötet. Diese waren auf dem Weg zum Versteck der Banditen und gerieten dabei in einen Hinterhalt, berichteten nigerianischen Medien am Mittwoch. Der Vorfall in der Gemeinde Kanam, die im Bundesstaat Plateau in Zentralnigeria liegt, ereignete sich demnach bereits am Montagnachmittag, wurde jedoch erst später bekannt.

Der Chef der Bürgerwehr, Aliyu Baffa, bestätigte Journalisten den Angriff. Die Polizei äußerte sich bisher nicht. Im Bundesstaat Plateau kommt es regelmäßig zu Überfällen. Dafür verantwortlich sind bewaffnete Gruppen, die Dörfer plündern und Vieh stehlen. Beobachtern zufolge sind islamistische Gruppierungen zunehmend einflussreich. Weitere Ausschreitungen haben ethnische oder religiöse Gründe.

Nach Angaben der nigerianischen Menschenrechtskommission wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres 2025 mindestens 2.266 Personen bei Überfällen von bewaffneten Gruppen getötet. Das sind mehr als im gesamten Jahr 2024. Alleine im Juni starben im Bundesstaat Benue mehr als 200 Menschen.

Um sich zu schützen und weil es an Polizisten fehlt, gibt es seit Jahrzehnten überall in Nigeria sowie in anderen westafrikanischen Ländern Bürgerwehren. In Städten sind sie nachts in den Vierteln unterwegs. In ländlichen Regionen sollen sie Dörfer vor Überfällen sowie vor Viehdiebstahl schützen. Immer wieder wird ihnen Selbstjustiz vorgeworfen.