Meckel: “Das war die Fröhlichkeit, die Macht zu überwinden”

Für den früheren Bürgerrechtler und letzten DDR-Außenminister Markus Meckel (SPD) war die Großdemonstration gegen das SED-Regime am 4. November 1989 in Ost-Berlin ambivalent. Das sei die größte Demonstration in dieser Zeit gewesen und sie habe ungeheuren Druck gemacht auf die SED, sagte Meckel am Montag in Berlin im RBB-Inforadio. Sie sei von einer großen Fröhlichkeit und Spannung gekennzeichnet gewesen: „Das war die Fröhlichkeit, die Macht zu überwinden.“

Zugleich sei die Konzeption des Ganzen und die Zusammenstellung der Redner ambivalent gewesen, sagte der 72-Jährige. So durften unter anderem auch der frühere Leiter der Hauptverwaltung Aufklärung der DDR-Stasi, Markus Wolf, und das SED-Politbüromitglied Günter Schabowski auf der Kundgebung reden. Organisiert wurde die Demonstration damals von Ost-Berliner Theaterschaffenden.

An dem Tag vor 35 Jahren hatten sich auf dem Alexanderplatz Hunderttausende Menschen aus der ganzen DDR versammelt, um gegen den Staat zu protestieren. Die Demonstration gilt als Meilenstein der friedlichen Revolution. Fünf Tage später fiel die Berliner Mauer.

Der frühere Pfarrer Meckel sagte, was oft übersehen werde, sei, dass der Herbst 1989 nicht nur die Demonstrationen waren: „Sondern das Handeln der neuen oppositionellen und demokratischen Gruppen und Parteien, das dann zum Runden Tisch geführt hat. Das ist zu wenig im Blick.“

Mehr gewürdigt gehöre auch der Anteil der Ostdeutschen an der deutschen Einheit: „Wir sind damals als Ostdeutsche selbstbewusst und aufrecht in die deutsche Einheit gegangen, weil die Mehrheit das so wollte. Darauf können wir stolz sein.“