Mazyek: Zentralrat der Muslime greift gegen Extremismus durch

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland gehört zu den großen Moscheeverbänden hierzulande. Kurz vor Ende seiner Amtszeit sieht sein Vorsitzender Aiman Mazyek den Dachverband gegen Extremismusvorwürfe gut gewappnet.

Der scheidende Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD) sieht Klärungsbereitschaft bei dem umstrittenen Mitgliedsverband ATIB, der den rechtsextremen türkischen „Grauen Wölfen“ nahestehen soll. „Bei der ATIB erkennen wir einen starken Willen, Handeln und auch die Bereitschaft, die Vorwürfe, mit denen sie konfrontiert sind, aufzuklären und politisch wie personell die Weichen in die richtige Richtung zu stellen“, sagte Mazyek am Dienstag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Köln. „Das sollten wir verbandspolitisch nicht auch noch bestrafen und zumindest den laufenden Prozess bis zum Ende abwarten.“ Der ZMD habe in der Vergangenheit bewiesen, dass er bei Bedarf auch Konsequenzen ziehen könne.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz ordnete im Jahr 2020 den ZMD-Mitgliedsverband „Union der türkisch-islamischen Kulturvereine in Europa“ (ATIB) der türkisch-rechtsextremen Ülkücü-Bewegung (Graue Wölfe) zu. Ein zentrales Merkmal der Ülkücü-Bewegung ist laut dem nordrhein-westfälischen Landesamt für Verfassungsschutz „die Idealisierung der eigenen türkischen Identität bei gleichzeitiger Herabwürdigung anderer Volksgruppen und politischer Gegner“ sowie eine „Weltherrschaft des Islams unter Führung der türkischen Nation“.

Mazyek hatte im März angekündigt seinen langjährigen ZMD-Vorsitz im Juni abzugeben. Er hätte sich gewünscht, so der 55-Jährige im KNA-Interview, dass man bei der staatlichen Anerkennung muslimischer Religionsgemeinschaften weiter gekommen wäre. Dies würde es Rechtsradikalen auch strategisch erschweren, die Muslime in Deutschland als Projektionsfläche für Hass und Ressentiments zu nutzen.

Muslime gehörten zu den Bevölkerungsgruppen, die als erste von einem Machtgewinn der AfD betroffen seien, warnte Mazyek. „Allerdings muss man dazu sagen, dass die AfD den Populismus und den Rechtsradikalismus nicht erfunden hat. Sie hat lediglich am meisten politisches Kapital geschlagen aus den schrillen Debatten, die rund um die Themen Migration und Integration geführt wurden.“