Maxi ist plötzlich verschwunden

Kinder und Jugendliche werden im digitalen Raum immer häufiger Opfer von Verbrechen. Das reicht von Cybermobbing bis zum Cybergrooming, einer Form des sexuellen Missbrauchs, der übers Internet oder über soziale Netzwerke angebahnt wird. Vor diesem Hintergrund hat das Museum für Kommunikation Nürnberg gemeinsam mit der Präventionsabteilung der Polizei Nürnberg ein besonderes Spielkonzept realisiert und diesen Donnerstag (7. November) der Öffentlichkeit vorgestellt. In einem Escape Room können Schüler oder Familien als interaktive Spielgruppen die Gefahren des Internets erleben.

„Es ist ein bundesweites Leuchtturmprojekt“, sagt Polizeihauptmeister Johannes Mayr. Er gehört in Nürnberg zum Präventionsteam der Kriminalpolizei. Das Thema des neuen Escape-Rooms ist: Die 14-jährige Schülerin Maxi wird Opfer von Cybermobbing und flüchtet sich in Videospiele. Im Game-Chat lernt sie den vermeintlich verständnisvollen Alex kennen, der in Wirklichkeit als Hacker und Cybererpresser ein doppeltes Spiel spielt. Und plötzlich ist Maxi verschwunden. Nun sind die Teilnehmer dran, die in die Rollen der Cyberforce-Academy-Azubis schlüpfen. Sie müssen im Escape-Room, eingerichtet wie ein typisches Mädchenzimmer, nach Spuren und Hinweisen suchen, um Maxi wiederzufinden und den Hacker Alex aufzuspüren.

„Wir stellen unsere Präventionsarbeit mit dem Escape-Room Cyberforce Academy auf ein ganz neues Level“, ist sich Mayr sicher. Er selbst ist unter anderem seit fünf Jahren in Nürnberger Schulklassen unterwegs, um über die Gefahren des Internets und der sozialen Medien im Allgemeinen und Cybergrooming im Besonderen aufzuklären. „Wir haben das Phänomen, dass Erwachsene Kinder mit kriminellen, teils sexuellen Hintergründen anbaggern“, sagt der Polizeibeamte. Die Forschung gehe davon aus, dass jedes vierte Kind im Alter von acht bis 16 Jahren solche Erfahrungen gemacht hat: „Dieses Phänomen wächst ständig an.“

„Medienkompetenz und Datensicherheit sind schon seit langen Jahren Schwerpunkte bei uns“, ergänzt Museumsdirektorin Annabelle Hornung. Aus der gemeinsamen Arbeit mit der Präventionsabteilung der Polizei sei das neue Projekt entstanden. Zwar würden sich in jeder größeren Stadt Escape-Rooms befinden, um die unterschiedlichsten Themen durchzuspielen. Das festinstallierte Konzept, das spielerisch einen pädagogischen Anspruch vermittele, sei aber bundesweit einzigartig. „Wir nennen es Gamification“, erläutert Hornung.

Viele analoge und digitale Hinweise sind für die Spieler des Cyberforce-Escape-Rooms in Maxis Zimmer versteckt. Beweisstücke oder Rätsel müssen mit Teamgeist gefunden oder gelöst werden. So lässt sich das verschwundene Mädchen aufspüren und die Cyberforce-Academy-Azubis müssen das Zimmer von Hacker Alex unter die Lupe nehmen. Der konnte mit Künstlicher Intelligenz seine Stimme und seine Fotos manipulieren.

Haben die Cyberforce-Nachwuchskräfte ihre Aufgaben gelöst, ordnet Präventionsexperte Mayr mit den Schülern ab der siebten Klassen das Erlebte ein. In solchen Gesprächsrunden ließen sich auch weitere Fragen klären, um die Spielerfahrung in den Köpfen gut zu verankern, berichtet er. Mayr greift auch andere Dimensionen der Internetgefahren auf, warnt etwa, dass man durch unbedachtes Teilen von verfassungsfeindlichen oder kinderpornografischen Bildern selbst straffällig machen kann.

Angesichts der vielfältigen Gefahren dürfe man die Medienerziehung nicht allein dem Elternhaus oder dem klassischen Lehrplan in der Schule überlassen, sagt Hornung. Immerhin hätten sich die Zahlen bei Sexualdelikten zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdreifacht, sagen Zahlen des Bundeskriminalamts. (00/3352/07.11.2024)