Massiver Rückgang der HPV-Impfungen in MV

Viele Heranwachsende in Mecklenburg-Vorpommern sind trotz der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) nicht oder nur unzureichend gegen das humane Papillomvirus (HPV) geimpft. Das zeige eine Analyse im aktuellen Barmer Arzneimittelreport, bei der Versichertendaten der Kasse ausgewertet worden seien, teilte die Krankenkasse am Mittwoch mit. Demnach sind 28,2 Prozent der Mädchen und jungen Frauen im Land nicht vollständig gegen HPV immunisiert.

Bei den Jungen (bis 13 Jahren) falle der Anteil ohne entsprechenden Schutz mit 61,9 Prozent noch höher aus. „Das humane Papillomavirus ist für die Hälfte aller virusbedingten bösartigen Tumore und für fast 100 Prozent der Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich. Eine HPV-Impfung kann diese Krebserkrankung verhindern und damit Todesfälle vermeiden“, sagte Henning Kutzbach, Landesgeschäftsführer der Barmer in Mecklenburg-Vorpommern. Umso alarmierender sei, dass die Rate der jährlich Geimpften bundesweit zum Ende der Corona-Pandemie hin massiv eingebrochen sei.

Vor allem vom Jahr 2021 zum Jahr 2022 habe die Impfaktivität nachgelassen. In diesem Zeitraum sei die Rate bei den Mädchen und jungen Frauen in Mecklenburg-Vorpommern um 32,2 Prozent, bei den Jungen und jungen Männern sogar um 43,1 Prozent gesunken. Grund für den Rückgang sei möglicherweise fehlendes Wissen über die Wichtigkeit der HPV-Impfung, hieß es.

In Mecklenburg-Vorpommern gehöre Gebärmutterhalskrebs nach Brust-, Haut- und Darmkrebs zu den häufigsten Tumorerkrankungen bei Frauen. Dabei werde Gebärmutterhalskrebs fast immer durch eine HPV-Infektion verursacht und sei daher durch Impfung vermeidbar, so Kutzbach. Auch Jungen und Männer könnten an HPV-bedingten Krebsarten wie Anal- oder Rachenkrebs erkranken oder sich durch HPV mit einer Geschlechtskrankheit infizieren.

Sie seien zudem potenzielle Überträger von HPV. Durch die Impfung würden sie deshalb nicht nur sich selbst, sondern auch Partnerinnen oder Partner vor Ansteckung schützen. Empfehlenswert sei deshalb, dass Eltern ihre Kinder, gleich welchen Geschlechts, gemäß STIKO bereits ab dem Alter von neun Jahren impfen lassen würden.

Um die Akzeptanz und Sensibilität für die HPV-Impfung weiter zu steigern, ist Barmer-Angaben zufolge die Einführung einer zusätzlichen Kindervorsorgeuntersuchung im Alter von neun bis zehn Jahren (U10) sinnvoll. Diese könnte zum Anlass genommen werden, unter anderem den Impfstatus zu überprüfen sowie über den Nutzen und die Risiken fehlender Impfungen aufzuklären. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) prüfe derzeit die Einführung der Untersuchung U10 als Regelleistung, hieß es.