Mascolo: Lokaljournalismus wichtiger Faktor für Demokratie

Politische Konzepte zur Unterstützung lokaler und regionaler Medien hat der frühere Spiegel-Chefredakteur Georg Mascolo bei der Tagung des Politischen Clubs in der Evangelischen Akademie Tutzing gefordert. In Deutschland gebe es mancherorts bereits Prozesse wie in den USA, wo weite Landstriche als journalistische „Nachrichtenwüsten“ gelten, sagte der Journalist bei der Diskussionsrunde am Freitagabend. Wenn im Lokalen ein Medium wegbreche, gebe es aber – anders als noch auf überregionaler Ebene – niemanden mehr, der dessen journalistische Arbeit übernehme: „Dann schaut da überhaupt niemand mehr hin“, kritisierte Mascolo.

Demokratie brauche Journalismus, um unterschiedliche Positionen, die folgenden Debatten und Einigungsprozesse in die Gesellschaft zu transportieren. Das sei zwar in politischen Kreisen Konsens, allerdings bleibe die Lust, gerade den Lokaljournalismus in der aktuellen Medienkrise zu unterstützen, hinter dieser Erkenntnis zurück, so der frühere Leiter des Rechercheverbunds von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung.

Zugleich müsse auch die Branche selbst Versäumnisse der Vergangenheit aufarbeiten. Es brauche Medienunternehmer, denen es nicht nur um Gewinnmargen gehe, sagte Mascolo. Journalismus existiere nicht, „um Menschen reich zu machen“, sondern um Menschen „verlässlich und glaubwürdig“ zu informieren. Das unterscheide guten Journalismus von den Sozialen Medien: „Dort geht es nicht um journalistisches Ethos, sondern darum, Nutzer so lange wie möglich bei der Stange zu halten.“ Das „leicht Entzündliche“ werde dadurch „beständig gefördert“. Medienhäuser müssten gerade deshalb darauf achten, Nachricht und Meinung wieder stärker voneinander zu trennen, so der Journalist.

Die Herbsttagung des Politischen Clubs fand am Wochenende unter der Überschrift „Information und Desinformation“ statt. Zu den Gästen zählten neben Georg Mascolo unter anderen auch die Netzaktivistin Katharina Nocun, die Cyberbotschafterin des Auswärtigen Amts, Maria Adebahr, sowie Correctiv-Chefredakteur Justus von Daniels. (00/3626/17.11.2024)