Marx: “Missbrauchsbetroffene sind prophetische Stimme in der Kirche”

Als „prophetische Stimme in der Kirche“ hat der Münchner Kardinal Reinhard Marx Missbrauchsbetroffene bezeichnet. Bei einem Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Sixtus in Schliersee dankte der Kardinal am Donnerstagabend laut Mitteilung für ihr „kritisches und zugleich aktives Engagement“. Um Missbrauch aufzuarbeiten, sei „natürlich der Blick in die Akten, die Aufklärung“ nötig. Zugleich müsse Aufarbeitung aber auch „etwas Lebendiges, ein gemeinsames Projekt, ein aktiver Kampf gegen das Vergessen“ sein, sagte Marx. Der Gottesdienst war der Schlusspunkt einer zweiten Radreise von Missbrauchsbetroffenen aus dem Erzbistum München und Freising.

Die Tour hatte an die Radpilgerfahrt 2023 nach Rom mit einer Audienz bei Papst angeknüpft und führte laut Mitteilung an Orte von Missbrauchsfällen im Erzbistum. Vor Ort tauschten sich die Radfahrer mit Betroffenen und Mitgliedern der Pfarreien aus. Initiiert und organisiert wurde die Tour vom Betroffenenbeirat der Erzdiözese München und Freising.

Marx bezeichnete die Aufarbeitung von Missbrauch als langen Weg, der auch seinen Glauben verändert habe. Er sei durch die Begegnung mit Betroffenen „tastender, unsicherer geworden, auch mit Blick auf das Versagen der Kirche und das Nicht-Wahr-Haben-Wollen am Anfang“. Zugleich betonte er, dass Christus an der Seite der Verletzten und der Missbrauchten stehe: „Deshalb müssen auch wir an ihrer Seite stehen.“ (00/1900/21.06.2024)