Frauen in Preußen, Französische Revolution, Geschichte Polens: Das Marmorpalais im Potsdamer Neuen Garten bietet künftig historische Bildung mit modernen digitalen Medien an. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) erklärte anlässlich der Eröffnung der neu konzipierten Räume am Mittwoch, dort könnten Besucherinnen und Besucher nun „die Geschichte und Bedeutung dieses einzigartigen Ortes auf zeitgemäße Weise entdecken“. Die drei Räume im Südflügel des von 1787 bis 1793 als königliche Sommerresidenz errichteten Bauwerks können auch ohne Führungen besichtigt werden.
Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) betonte, die neuen digitalen Informationsangebote behandelten spannende Aspekte der Regierungszeit von König Friedrich Wilhelm II. (1744-1797), „von der Rolle der Frauen im Preußen des ausgehenden 18. Jahrhunderts über die Auswirkungen der Französischen Revolution bis zur Geschichte Polens als Schwerpunkt preußischer Expansionspolitik“. Der Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Christoph Martin Vogtherr, betonte, das Marmorpalais sei als Ort „magisch“, entstamme jedoch „einer Zeit der Kriege, Konflikte und Revolutionen“. Dies werde dort thematisiert.
Weimer erklärte, die neu eröffneten Ausstellungsräume des Marmorpalais seien „eine echte Bereicherung für den Neuen Garten“. Dort werde viel Wissenswertes über die wechselvolle Geschichte des Landes vermittelt. Besonders interessant sei der Blick auf die gesellschaftliche Rolle der Frauen im 18. Jahrhundert. „Einmal mehr zeigt sich, dass Geschichte nicht nur von großen politischen Ereignissen geprägt wird, sondern auch von persönlichen Geschichten, die von Mut und Veränderungswillen erzählen“, betonte der Kulturstaatsminister.
Leitfigur der Medienstation „Frauenpower in Europa“ ist den Angaben zufolge die langjährige Vertraute des Königs, Wilhelmine Enke, die spätere Gräfin Lichtenau (1752-1820). Am Beispiel unterschiedlicher Frauenbiografien würden die eingeschränkten Rechte von Frauen und der von ihnen durch unterschiedliche Strategien verfolgte Anspruch auf Teilhabe und sozialen Aufstieg thematisiert, hieß es. Im Ovalen Saal stehe insbesondere die Geschichte Polens im Mittelpunkt. Auch die Nutzung als königlicher und kaiserlicher Wohnsitz und die Zeit nach 1945 werde gezeigt.
Das Marmorpalais mit seinen 40 Innenräumen liegt direkt am Ufer des Heiligen Sees im Neuen Garten. Das von dem Architekten Carl von Gontard (1731-1791) entworfene Bauwerk ist nach Stiftungsangaben das einzige preußische Königsschloss im Stil des Frühklassizismus und wurde mit schlesischem Marmor verkleidet. Antike Skulpturen, seidene Wandbespannungen und weitere Einrichtungselemente bildeten zusammen mit dem Gebäude ein herausragendes Ensemble, hieß es. Die Inneneinrichtung wurde unter anderem von dem Baumeister Carl Gotthard Langhans (1732-1808) entworfen.
Vogtherr betonte, das Marmorpalais sei zwar für einen König gebaut, jedoch wesentlich von der Gräfin Lichtenau erdacht worden. Sie habe „im engen Austausch mit den großen Künstlerinnen ihrer Zeit“ gestanden, deren Werke das Marmorpalais prägten.