Marketingforscher: Social Media setzt Themen im US-Wahlkampf

“Fake News”, alternative Fakten und Desinformation: Die Bedeutung von sozialen Medien im US-Wahlkampf ist groß. Provokation ist laut einer Studie wichtiger als Inhalte. Davon profitiert vor allem einer.

Laut einer aktuellen Studie setzen Diskussionen auf Social Media die Themen im US-Wahlkampf. “Das Wichtige ist, dass man Debatte schafft”, sagte der Marketingforscher und Mitautor der Studie, Raoul Kübler, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Das gelinge dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump immer wieder. “Dementsprechend glaube ich, dass Trump mit einem gewissen Vorteil in die Wahlnacht geht”, so Kübler.

“Wer es schafft, Themen in die Online-Debatte zu bringen, schafft es auch, dass diese irgendwann in der Medienwelt auftauchen”, sagte der Forscher. “Und die Medienwelt sorgt dann dafür, dass diese Themen auch wahlentscheidend werden.” Es seien vor allen Dingen Desinformationskampagnen und Provokation, die zu Diskussionen auf Social Media führten und darüber sowie über Mundpropaganda klassische Medien beeinflussten.

Hinsichtlich der Unterstützung von Popstars und anderen Prominenten sieht Kübler große Unterschiede: Den Einfluss von Sängerin Taylor Swift, die sich für die demokratische Bewerberin Kamala Harris ausgesprochen hat, schätzt er weniger groß ein als den von Elon Musk auf der Seite Trumps. Denn Swift habe nur eine einmalige Wahlempfehlung ausgesprochen, während Tech-Unternehmer Musk kontinuierlich die Trump-Kampagne unterstütze.

In einer kürzlich veröffentlichten Analyse untersuchte der Forscher der Pariser ESSEC Business School mit Kollegen aus Boston und Münster mehr als 200 Millionen Postings im Zusammenhang mit den US-Wahlkämpfen seit 2016. Demnach vervierfachte sich die Anzahl von “Fake News” von 2016 bis 2020; ein weiterer Anstieg werde vermutet. Auch das Budget für Social Media steigt demnach: Flossen 2020 noch rund 14 Prozent des Werbebudgets in digitale Kanäle, liegt der Anteil im aktuellen Wahlkampf mit 30 Prozent mehr als doppelt so hoch.