Mark Zuckerberg erfand vor 20 Jahren Facebook

„Gefällt mir“: eine Phrase, die vor 20 Jahren die Welt eroberte. Mark Zuckerberg schuf damals Facebook und läutete damit den Siegeszug von Social Media ein. Doch der einstige Platzhirsch kommt in die Jahre.

Ein Lockenschopf vor einem klobigen, grauen Bildschirm, ein Klick auf eine Email: Den Moment, als Mark Zuckerberg einst die Zusage der US-Elite-Uni Harvard bekam, hat sein Vater auf Video festgehalten. Darauf zu sehen ist das breite, strahlende Lächeln, das den Tech-Giganten heute noch ausmacht, 20 Jahre nach seiner bahnbrechenden Erfindung: Facebook.

Das Soziale Netzwerk ist in die Jahre gekommen; Googles Youtube und die chinesische Kurzvideo-Plattform TikTok haben Facebook den Rang abgelaufen. Aber der Großkonzern Meta, der daraus entstanden ist, versucht weiter, Menschen rund um den Globus zu verbinden. Neuerdings soll „Threads“ die Reichweite des einstigen über allen stehenden Giganten wieder an die Spitze der Tech-Welt bringen. Auch Instagram, das zu Zuckerbergs Meta gehört, scheint nicht die Zukunft zu gehören.

2003 entwickelte Zuckerberg während seines Psychologie- und Informatik-Studiums die Internetseite facemash.com, den Vorgänger von Facebook. Auf der Seite ließ Zuckerberg die User über Fotos von Studentinnen abstimmen, welche die Hübschere sei – ohne Zustimmung der Frauen. Nach Protesten musste er die Plattform einstampfen.

Die Vernetzung der Studentenschaft war damit freilich nicht ad acta gelegt. Gemeinsam mit seinen Kommilitonen Eduardo Saverin, Dustin Moskovitz und Chris Hughes erschuf Zuckerberg die Plattform Facebook. Der Daumen-hoch-Gefällt-mir-Button eroberte von Harvard aus die Welt. Die Firma besteht offiziell seit dem 4. Februar 2004. Die deutsche Version startete 2008.

Damit war Facebook nicht der Pionier in Sachen Social Media, denn 2002 und 2003 starteten bereits Friendster, LinkedIn und Myspace ihre populären Plattformen. In den Jahren 1995 bis 1997 legten zudem schon classmates.com und Sixdegrees den Grundstein für die digitale Verknüpfung der Menschen.

Die Nutzerzahlen bei Facebook entwickelten sich jedoch rasant. 2011 hatte es rund 800 Millionen Mitglieder; die Milliarden-Marke würde etwa 2013 geknackt. Facebook verknüpfte die ganze Welt miteinander. Familien und Freunde konnten über Tausende Kilometer am Leben des anderen teilhaben: Bilder wurden geteilt, gemeinsame Interessen gesucht und gefunden – wodurch wiederum neue Freundschaften entstanden.

Von den rund zwei Milliarden täglichen Nutzern kommt heute etwa die Hälfte aus dem asiatisch-pazifischen Raum und hier insbesondere aus Indien. In Deutschland sind laut einer aktuellen Bitkom-Umfrage zwei Drittel der Internetuser bei Facebook unterwegs, so viele wie in keinem anderen Sozialen Netzwerk. 31 Prozent posten dort demnach auch aktiv Beiträge oder laden Inhalte hoch, die anderen lesen lediglich mit.

Die Altersgruppe der 30- bis 49-Jährigen sticht laut Bitkom dabei besonders heraus: Unter ihnen posten und teilen sogar 41 Prozent aktiv Beiträge – das sind doppelt so viele wie bei den 16- bis 29-Jährigen. „Internet heißt für die allermeisten auch Social Media. Facebook hat an dieser Entwicklung großen Anteil und hat die Art, wie wir online miteinander kommunizieren und vernetzt sind, maßgeblich geprägt“, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder anlässlich des Jubiläums.

Die Meinungsfreiheit spielt in Sozialen Netzwerken eine große Rolle. Menschen in Ländern, in denen solche Rechte eingeschränkt werden, bekamen die Möglichkeit, auf unabhängige Informationen zuzugreifen und auf Missstände aufmerksam zu machen. Der Arabische Frühling, die Protestwelle um das Jahr 2011 in Afrika und dem Nahen Osten, wäre in diesem Ausmaße ohne Facebook und andere Plattformen wohl nicht passiert. Hier fand eine sehr starke Mobilisierung der Revolutionsbewegungen statt.

Das enorme Wachstum von Facebook zeigte zugleich ein Problemfeld auf: gefälschte Accounts und doppelte Profile. Während 2008 bei der Wahl von Barack Obama zum US-Präsidenten die Wähler-Akquise durch Social Medien durchaus als positiv bewertet wurde, stand Facebook bei der Wahl von Donald Trump 2016 in der Kritik: Falschmeldungen sollen Auswirkung auf das Wählerverhalten gehabt haben. Zudem haben russische Agenten den Wahlkampf laut Sonderermittlern beeinflusst.

Der Medienwissenschaftler Andreas Rauscher von der Universität Freiburg macht zum Jubiläum zudem auf eine größere Verantwortung der Konzerne wie Meta aufmerksam. „Algorithmen funktionieren so, dass sie besonders die Inhalte stärker verbreiten, die möglichst emotionale Reaktionen und einen möglichst langen Diskussionsverlauf mit sich bringen“, erklärt Rauscher. So könne es dazu führen, dass der Algorithmus hauptsächlich Inhalte auswählt, die auf Empörung und Emotionalisierung abzielen. Eine Sachlichkeit, die sonst in der kritischen Auseinandersetzung mit schwierigen Themen im Mittelpunkt gestanden hätte, könne immer weiter zurückgedrängt werden.

Ungeachtet vieler Problemfelder – auch im Bereich des Datenschutzes oder des sogenannten Echokammereffektes – schaffte es Zuckerberg zunächst, Facebook immer wieder attraktiv zu machen. Doch in den vergangenen Jahren alterte Facebook (und seine Nutzer) und wurde von anderen Diensten überholt. Die Bilder-Plattform Instagram, die auch zu Zuckerbergs Meta-Universum gehört, eroberte die junge Zielgruppe. Und zuletzt preschte das chinesischen Video-Portal TikTok an die Spitze der Sozialen Medien vor.

Nur der Stern der einstigen Konkurrenz-Plattform X, vormals Twitter, scheint rasant zu sinken, seitdem Milliardär Elon Musk den Kurznachrichtendienst übernommen hat. Mit Musk leistete sich Zuckerberg zuletzt ein persönliches digitales Muskelspielchen mit allerhand Provokationen. Der Facebook-Gründer zog sich aber aus der Gladiatorenarena zurück und versucht den Tesla-Gründer auf anderer Ebene zu besiegen: Der neue, zu Meta gehörende Kurznachrichtendienst Threads hat in kürzester Zeit in den USA eine enorme Reichweite erlangt. Seit Ende 2023 startet Threads, das eng mit Instagram verzahnt ist, auch in der EU und Deutschland durch. Im Dezember verdreifachte Threads seine Downloads und steht damit in den Top10 laut Appfigures.

Die Innovationskraft, die der junge Zuckerberg vor 20 Jahren mit Facebook begonnen hat, scheint den heute 39-Jährigen immer noch anzutreiben. Experten sehen in Threads großes Potenzial. So prognostizierte der Branchendienst Social-Media-Watchblog, dass sich der Ausdruck „Wie er/sie beim Microblogging-Dienst Threads sagte“ in der deutschen Medienlandschaft etablieren werde.