Margot Käßmanns Sommerkolumne aus Wittenberg

Post aus Wittenberg von Margot Käßmann In dieser Woche steht bei der Weltausstellung Reformation in Wittenberg das Thema „Familie, Lebensformen, Gender“ im Mittelpunkt. Es zeigt sich, dass es gut war, inhaltliche Schwerpunkte zu setzen, weil so Gelegenheit ist, zu diskutieren, was Reformation uns heute inhaltlich bedeutet. Martin Luther erklärte, das Zölibat sei von der Bibel her gar nicht als vor Gott in irgendeiner Weise „bessere“ Lebensform angelegt. Ein Klosterleben machte daher für ihn keinen Sinn mehr. Die Heirat ehemaliger Mönche und Nonnen war für ihn auch ein theologisches Signal. Nicht das Leben abseits der Welt, sondern mitten in der Welt, mit Sexualität, Gebären, Kindererziehen ist gutes und verantwortliches Leben vor Gott. Das bedeutete auch eine Aufwertung von Frauenleben und Familie. Und es war der Auftakt zum „evangelischen Pfarrhaus“. Luther selbst heiratete Katharina von Bora, sie bekamen sechs Kinder und ihr Haus in Wittenberg wurde zum Gasthaus, zum Begegnungs- und Diskussionsort für viele. Was bedeutet Familie heute? Danach werden wir fragen. Und Luther erklärte: Alle, die getauft sind, sind Priester, Bischof, Papst. Das hat Jahrhunderte später die theologische Grundlage für die Frauenordination in den Kirchen der Reformation theologisch begründet. In Wittenberg erwarten wir in dieser Woche kirchenleitende Frauen aus Indonesien, Kamerun, Lettland, den Niederlanden, Norwegen, Polen, Schweden, der Slowakei, Südafrika und sogar Papua Neuguinea. Es sind Pfarrerinnen und Diakoninnen, Bischöfinnen und Universitätstheologinnen. Gemeinsam werden wir feiern, welche Vielfalt in den Ämtern die Reformation ermöglicht hat, denn heute ist die Frauenordination Kennzeichen reformatorischer Kirchen. Wir wollen das auch in Solidarität mit den Frauen tun, denen die Ordination bis zum aktuellen Zeitpunkt verwehrt bleibt, etwa in Polen oder Australien und ganz besonders mit den ordinierten Frauen in Lettland, wo die Frauenordination wieder zurück genommen wurde. Am kommenden Samstag ist ein Fototermin: Möglichst viele Frauen im Talar sind eingeladen, sich um 12.30 Uhr auf den Stufen vor dem Wittenberger Schloss zu versammeln unter dem Motto: „Hier stehen wir!“ Es wäre schön, wenn viele Frauen dazu kommen!

Post aus Wittenberg von Margot Käßmann

In dieser Woche steht bei der Weltausstellung Reformation in Wittenberg das Thema „Familie, Lebensformen, Gender“ im Mittelpunkt. Es zeigt sich, dass es gut war, inhaltliche Schwerpunkte zu setzen, weil so Gelegenheit ist, zu diskutieren, was Reformation uns heute inhaltlich bedeutet. Martin Luther erklärte, das Zölibat sei von der Bibel her gar nicht als vor Gott in irgendeiner Weise „bessere“ Lebensform angelegt. Ein Klosterleben machte daher für ihn keinen Sinn mehr. Die Heirat ehemaliger Mönche und Nonnen war für ihn auch ein theologisches Signal. Nicht das Leben abseits der Welt, sondern mitten in der Welt, mit Sexualität, Gebären, Kindererziehen ist gutes und verantwortliches Leben vor Gott. Das bedeutete auch eine Aufwertung von Frauenleben und Familie. Und es war der Auftakt zum „evangelischen Pfarrhaus“. Luther selbst heiratete Katharina von Bora, sie bekamen sechs Kinder und ihr Haus in Wittenberg wurde zum Gasthaus, zum Begegnungs- und Diskussionsort für viele. Was bedeutet Familie heute? Danach werden wir fragen. Und Luther erklärte: Alle, die getauft sind, sind Priester, Bischof, Papst. Das hat Jahrhunderte später die theologische Grundlage für die Frauenordination in den Kirchen der Reformation theologisch begründet. In Wittenberg erwarten wir in dieser Woche kirchenleitende Frauen aus Indonesien, Kamerun, Lettland, den Niederlanden, Norwegen, Polen, Schweden, der Slowakei, Südafrika und sogar Papua Neuguinea. Es sind Pfarrerinnen und Diakoninnen, Bischöfinnen und Universitätstheologinnen. Gemeinsam werden wir feiern, welche Vielfalt in den Ämtern die Reformation ermöglicht hat, denn heute ist die Frauenordination Kennzeichen reformatorischer Kirchen. Wir wollen das auch in Solidarität mit den Frauen tun, denen die Ordination bis zum aktuellen Zeitpunkt verwehrt bleibt, etwa in Polen oder Australien und ganz besonders mit den ordinierten Frauen in Lettland, wo die Frauenordination wieder zurück genommen wurde. Am kommenden Samstag ist ein Fototermin: Möglichst viele Frauen im Talar sind eingeladen, sich um 12.30 Uhr auf den Stufen vor dem Wittenberger Schloss zu versammeln unter dem Motto: „Hier stehen wir!“ Es wäre schön, wenn viele Frauen dazu kommen!