Laut einer Mitgliederbefragung der Ärztegewerkschaft Marburger Bund denkt mittlerweile jeder vierte Arzt in Niedersachsen konkret über einen Berufswechsel nach. Die Gründe seien Überlastung, fehlendes Personal, Bürokratie und zunehmende Gewalt, teilte die Gewerkschaft am Mittwoch mit. 16 Prozent der befragten Ärztinnen und Ärzte zeigten sich zudem unentschlossen, ob sie den Beruf des Arztes weiter ausüben wollen.
Bei den Gründen für die Unzufriedenheit liegt laut dem „MB Monitor 2024“ die hohe Arbeitsbelastung (76 Prozent) weit vorn, gefolgt von der Diskrepanz zwischen dem Anspruch an den Beruf und der Wirklichkeit (69 Prozent) sowie mangelnder Zeit für Patienten (49 Prozent). Zunehmende Gewalt verschärfe die Belastungen: 40 Prozent der Ärztinnen und Ärzte berichteten, dass ihre Erfahrungen mit Gewalt in den vergangenen fünf Jahren zugenommen hätten.
Die Ergebnisse seien erschreckend und spiegelten die unzumutbare Realität in den niedersächsischen Kliniken wider, sagte der Vorsitzende des Marburger Bundes in Niedersachsen, Hans Martin Wollenberg. „Trotz immenser Belastungen werden weiter ärztliche Stellen abgebaut, und es fehlt weitestgehend an Entlastung für das vorhandene Personal.“ Der Mangel an Ärztinnen und Ärzten werde sich mit Renteneintritt der Babyboomer eklatant verstärken.
In der nach Angaben des Marburger Bundes größten Ärzteumfrage des Landes befragte das Institut für Qualitätsmessung und Evaluation aus Landau in Rheinland-Pfalz im vergangenen Herbst 1.300 angestellte niedersächsische Ärztinnen und Ärzte. 82 Prozent von ihnen arbeiteten in Krankenhäusern und neun Prozent in ambulanten Einrichtungen.