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Mantel des Schweigens

Alkoholmissbrauch scheint abwegig bei kirchlichen Mitarbeitern. Doch das ist nicht so. Der erste Schritt, das Tabu-Thema aus der Schmuddelecke zu holen, sind offene Gespräche. Auch ein betrieblicher Suchtberater wäre sinnvoll. Den gibt es nicht. Kommentar von Herbert Weinmann

Kommentar von Herbert WeinmannAlkoholkranke Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter scheint es in der Kirche kaum zu geben. Pfarrer, Organisten, Sachbearbeiterinnen leben offensichtlich in einem trockenen Raum. Ist doch einmal jemand dabei, der ein „bisschen mehr“ auffällig wird, öfter „Magenprobleme“ oder „Kreislaufstörungen“ hat, breiten Vorgesetzte und Gemeindekirchenräte den Mantel des Schweigens darüber. Es ist kein Mantel der Liebe; denn er hilft weder dem Betroffenen noch der eigenen Einrichtung. Geht es gar nicht mehr, wird die Verschiebetaktik angewendet. Die Betroffenen werden versetzt. Oft hörte ich dann Sprüche der Pfarrkollegen wie „Jetzt habt ihr also den ‚Hauptgewinn‘ oder den ,Wanderpokal“‘. Gemeint ist der „Schwarze Peter“. Für die Suchtgefährdeten oder Kranken änderte sich nichts, höchstens dass sie – wie Pfarrerinnen oder Pfarrer beispielsweise – Wohnort und Kneipen wechseln mussten, wenn es ganz schlimm kam. (…)

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