Kaum Appetit, Kauprobleme und mehr: Ältere Menschen essen einer Medizinerin zufolge oft zu wenig oder zu einseitig – mit ernsten Folgen. Sie sagt, worauf Angehörige achten können und was das Problem bekämpft.
Ältere Menschen sind besonders anfällig für Mangelernährung – davon ist die Medizinerin Dorothee Volkert überzeugt. “Viele altersbedingte Veränderungen und Begleiterscheinungen des Alterns erschweren eine ausreichende Ernährung”, sagte die Professorin vom Institut für Biomedizin des Alterns an der Universität Erlangen-Nürnberg in einem am Freitag veröffentlichten Interview auf deren Homepage. Außerdem nehme der Anteil älterer Menschen zu, weshalb es immer mehr Betroffene gebe.
Dass Senioren nicht genug oder nicht ausgewogen äßen, habe selten nur eine einzelne Ursache: “Altersbedingt lassen Appetit und Durstgefühl nach. Viele Menschen haben Kau- oder Schluckprobleme. Gleichzeitig können Mobilitätseinschränkungen, akute und chronische Krankheiten, bestimmte Medikamente, psychische Belastungen wie Einsamkeit oder Depression sowie soziale oder kognitive Probleme eine Rolle spielen.”
Angehörige sollten auf Anzeichen wie ungewollte Gewichtsabnahme, Appetitlosigkeit oder auch einen nicht mehr so gut gefüllten Kühlschrank achten, so die Expertin. Wenn sie dies bemerkten, sollten mögliche medizinische Ursachen durch den Hausarzt abgeklärt werden. “Bei ungenügender oder einseitiger Ernährung ohne frische Lebensmittel oder auch ohne die tägliche warme Mahlzeit sollte Unterstützung beim Einkaufen und Kochen oder auch ein Mahlzeitenlieferdienst organisiert werden”, empfahl die Medizinerin.
Eine Ernährungstherapie könne außerdem Maßnahmen wie eine hochwertige und ausgewogene Auswahl an Lebensmitteln umfassen. “Wichtig ist, dass die Maßnahmen individuell angepasst werden und realistisch in den Alltag integrierbar sind.”
Die Folgen einer Mangelernährung könnten gravierend sein, führte Volkert aus: “Mangelernährte Menschen haben ein höheres Risiko für Infektionen, schlechtere Heilungschancen, verlängerte Krankenhausaufenthalte und insgesamt eine reduzierte Lebensqualität.” Abgesehen davon stiegen die Kosten für das Gesundheitssystem dadurch erheblich. Im medizinischen Alltag erfahre das Thema aber noch nicht genug Aufmerksamkeit.