Der Wandel in der Kirche ist laut der Präsidentin der bayerischen Landessynode, Anne-Kathrin Preidel kein Selbstzweck oder blinder Bruch mit der Vergangenheit. Vielmehr müsse es ein bewusster Schritt in Richtung einer Kirche sein, „die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert“, erläuterte Preidel am Sonntagabend zu Beginn der Herbsttagung der Synode in Amberg. Die gesellschaftlichen, globalen Fragen wie Klimakrise, soziale Ungerechtigkeit oder die Vereinzelung der Menschen in einer digitalisierten Welt gingen auch die Kirche etwas an, sagte sie.
Für wichtige Vorhaben in der evangelischen Landeskirche bleibt nach den Worten der Präsidentin aber nicht mehr viel Zeit. In ihrer Ansprache sagte Preidel mit Blick auf zurückgehende Mitgliederzahlen: „Manches muss genau jetzt auf den Weg gebracht werden.“ Gerade noch vorhandene Freiräume sollten nicht verspielt werden. Sie forderte das Kirchenparlament auf, „den Wandel aktiv zu gestalten und dabei traditionelle Strukturen zu hinterfragen“.
Preidel betonte auch, die Kirche müsse auf Ehrlichkeit und Transparenz, besonders beim Umgang mit sexualisierter Gewalt, setzen. Sie dürfe sich nicht „in ihrer eigenen Bürokratie verfangen und damit notwendige Schritte verzögern und die Erwartungen der Betroffenen übergehen“.
Einer der wichtigsten Punkte bei der Herbsttagung der Synode sei die Beratung über einen Gesetzentwurf zur gendergerechten Besetzung von Führungspositionen in der Landeskirche, ein anderer die Reform von Dekanaten und Kirchenkreisen und die Verkleinerung der Landessynode ab dem Jahr 2026 von derzeit 108 auf dann 75 Mitglieder, zählte die Synodenpräsidentin auf.
Trotz solch wichtiger Entscheidungen sei es wichtig, die „Muttersprache“ der Kirche – die Seelsorge – nicht zu beschneiden. Sie wünschte sich zudem, „dass wir Menschen in einer authentischen Weise von Gott erzählen können, damit sie ihn für sich entdecken.“
Christen müssten sich für den Frieden einsetzen, betonte im Eröffnungsgottesdienst zur Synode in der Amberger Paulanerkirche der evangelische Münchner Regionalbischof, Thomas Prieto Peral, in seiner Predigt. Zwar werde man angesichts der weltweiten Krisen und Kriege „naiv genannt“, wenn man vom Frieden träume. „Wäre es nicht auch unsere Aufgabe als Christen, die Welt auf den Frieden vorzubereiten?“, fragte er.
Nicht einmal mehr in der Kirche finde man Resonanz, wenn man sich traue, Gottes Traum für eine friedliche Welt zu träumen, sagte Prieto Peral. Natürlich führe Russland einen Krieg in der Ukraine, die Bevölkerung dort lasse sich ohne Raketen nicht schützen: „Aber Verhandlungen bieten wir keine mehr an. Ist das wirklich klug?“
Prieto Peral blickte in seiner Predigt auch indirekt auf den Krieg im Nahen Osten. Er berichtete von Menschen, die sich im „Parents Circle – Families Forum (PCFF)“, einer Betroffenenorganisation, zusammengefunden haben – Eltern, die in dem seit Jahrzehnten schwelenden Konflikt ihre Kinder verloren haben. Dass es nun viel Kritik daran gebe, dass Parents Circle den Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis 2025 erhalte, könne er nur schwer nachvollziehen. „Was sonst könnte die Spur zum Frieden legen, als das Mitgefühl für die Trauer der anderen?“, fragte Prieto Peral.
Die Herbsttagung der Landessynode im Amberger Kongresszentrum dauert bis Mittwochnachmittag. Die 108 Kirchenparlamentarier aus ganz Bayern beraten und beschließen dabei unter anderem auch den Haushalt der Landeskirche fürs kommende Jahr. (00/3732/25.11.2024)