Maler August Macke: Seine Frau war sein zweites Ich

Hinter manchem erfolgreichen Mann steht eine Frau. Auch das Werk von August Macke wäre ohne seine Frau Elisabeth unvollendet geblieben. Warum? Das Franz-Marc-Museum in Kochel liefert Antworten.

Der Maler August Macke, hier eine Skulptur
Der Maler August Macke, hier eine SkulpturImago / Wirestock

Bis heute zählt August Macke (1887-1914) zu den bedeutendsten Malern der Moderne. Als Muse und Modell stand ihm stets seine Frau Elisabeth zur Seite. Was für eine wichtige Rolle sie für seine Karriere spielte, ist bisher kaum beachtet worden. Das Franz-Marc-Museum im bayerischen Kochel zeigt nun bis 17. September in einer Ausstellung, welch talentierte Netzwerkerin die Ehefrau des Expressionisten war. Als selbst künstlerisch Aktive und kluge Nachlassverwalterin trug sie maßgeblich zum Erfolg ihres Mannes bei. Gerade nach dessen Tod 1914. In der französischen Champagne starb Macke knapp acht Wochen nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs.

Bereits zu seinen Lebzeiten war Elisabeth für ihren Gatten die zentrale Bezugsperson. Das lag schon daran, dass ihr Onkel Bernhard Koehler ihm ein finanzielles Polster für das Künstlerdasein verschaffte. Die Ehefrau managte ihn und diente ihm als wichtigste Ansprechpartnerin in allen künstlerischen Fragen. „Es war für mich ein Dazugehören und Mitschaffen bei seiner Arbeit“, notierte sie.

Vielseitige Ausbildung

1888 in eine wohlhabende Bonner Fabrikantenfamilie hineingeboren, genoss Elisabeth eine vielseitige Ausbildung, war musikalisch und hatte schriftstellerische Ambitionen. Über ihren Bruder Walter lernte die 15-Jährige 1903 den ein Jahr älteren August Macke kennen. Sie wurden ein Paar und heirateten 1909, als Elisabeth bereits schwanger war. Um kein Aufsehen zu erregen, zogen die beiden an den Tegernsee. Das Paar verband die Liebe zu Kunst, Musik, Literatur und Natur.

Bereits ein Jahr nach Augusts frühem Tod legte die Witwe ein Werkverzeichnis an und schrieb ihre Erinnerungen nieder: „Mein Leben mit August war ja so unsagbar schön, vom ersten bis zum letzten Tage unserer Gemeinschaft, dass mir in allem Leid nur schöne Gedanken kommen.“ 1916 heiratete Elisabeth erneut: Mackes Schulfreund Lothar Erdmann. Drei weitere Kinder kamen zur Welt. Das Glück war nicht von langer Dauer. 1939 ermordeten die Nazis Erdmann im KZ Sachsenhausen. Im Zweiten Weltkriegs gelang es Elisabeth dann, die Kunstwerke Mackes an verschiedenen Orten in Sicherheit zu bringen.

Menschen aus dem Umfeld dargestellt

Nach ihrem Tod 1978 in Berlin erhielt das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster den schriftlichen Nachlass von Elisabeth Macke. Seither besitzt es den größten Macke-Bestand in Deutschland – und entwickelte daraus die in Kochel gezeigte Schau. Einen Höhepunkt bilden die Darstellungen von Elisabeth im Werk von Macke. An ihnen lassen sich eindrucksvoll die verschiedenen Phasen seiner künstlerischen Entwicklung ablesen. So war es ihm wichtig, Menschen aus seinem unmittelbaren Umfeld darzustellen. Dazu zählten auch Freunde wie der Künstlerkollege Louis Moilliet.

Mit Moilliet und Paul Klee reiste Macke im April 1914 nach Tunis. Wie prägend der Trip war, davon zeugen nicht zuletzt Mackes Aquarelle: Die intensiven Eindrücke der bunten Märkte, der nordafrikanischen Architektur, der landschaftlichen Schönheit, der orientalischen Atmosphäre und vor allem das besondere Licht inspirierten ihn zu einer neuen Ausdrucksweise, zu einer Farbintensität und zu abstrakten Strukturen.

Schon vier Jahre vorher, Anfang Januar 1910, kam es zur ersten Begegnung der Mackes mit dem Paar Franz und Maria Marc. Schnell entwickelte sich zwischen ihnen eine enge Freundschaft. Intensiv tauschten sich Macke und Marc über künstlerische Fragen aus und auch ihre Partnerinnen teilten gemeinsame Interessen. Beide Witwen (auch Marc fiel im Ersten Weltkrieg) hielten bis zu ihrem Tod ihre Verbindung aufrecht.

Künstlerisches Zerwürfnis

Zum künstlerischen Zerwürfnis zwischen den Malern Marc und Macke kam es allerdings, als sie unterschiedliche Vorstellungen zu abstrakten Bildern entwickelten. Macke experimentierte zwar mit abstrakten Elementen, blieb aber mehr oder weniger dem Gegenständlichen verhaftet. Davon distanzierte sich Marc zunehmend und kritisierte, Mackes Malerei spiegele nur die oberflächliche Schönheit der Welt, während er selbst in seinen Bildern „unter dem Schleier des Scheines verborgene Dinge in der Natur“ suche.