Das Gespenst am Fenster, eine Verfolgungsjagd oder das Gefühl von grenzenloser Einsamkeit. Viele Kinder werden von Alpträumen geplagt. Ein Kinderpsychologe gibt Tipps zum richtigen Umgang.
Wacht ein Kind nach einem Alptraum auf, sollten Eltern ihm Zuwendung geben, Trost spenden und es ernst nehmen. Das empfiehlt Kinderpsychologe Janos Frisch. Auch sollten sie “nicht direkt mit Fragen oder Erklärungen reagieren. Wenn sich das Kind etwas beruhigt hat, kann man über den Traum sprechen, angepasst an den Entwicklungsstand”, sagte Frisch der “Süddeutschen Zeitung” (Donnerstag).
Zwingend notwendig ist das nicht. Gelegentliche Angstträume könne man ruhen lassen. “Treten sie jedoch häufiger auf, sollten Eltern aktiv werden, nicht zuletzt, um einen Teufelskreis zu vermeiden”, so Frisch, der am kbo-Kinderzentrum in München arbeitet. Denn ein Kind könne das eigentlich neutrale Einschlafen mit einem angstauslösenden Reiz – dem Alptraum – verknüpfen. “Die Folge: Das Kind will nicht mehr ins Bett, um dem Alptraum zu entgehen. Dieses Vermeidungsverhalten verstärkt langfristig die Angst.”
Hat ein Kind häufige Alpträume und verändert es sich tagsüber etwa durch Stimmungsschwankungen, Rückzug oder Leistungsabfall deutlich, sollten die Ursachen genauer hinterfragt werden. Psychische Belastungen könnten sich bei Kindern auch durch körperliche Beschwerden wie Bauchschmerzen und Einnässen äußern, so der Psychologe. Ein Alptraum könne zudem ein Hinweis auf ernstere Probleme wie eine posttraumatische Belastungsstörung sein. Dann sei professionelle Unterstützung unbedingt erforderlich.
Eltern, deren Kinder wiederkehrende Alpträume haben, rät Frisch zur sogenannten “Imagery Rehearsal Therapy”: “Dabei lassen Kinder ihren Alptraum wie einen Horrorfilm vor ihrem inneren Auge ablaufen oder malen ihn – allerdings wird der Film diesmal aktiv verändert. Denn häufig endet der Traum im schlimmsten Moment, weil das Kind erschrocken aufwacht. In der Therapie werden Kinder ermutigt, sich ein alternatives, positives Ende für ihren Traum auszudenken.” Schauten sich die Kinder die Bilder an, könne es passieren, dass sie die geänderten Version mit Happy End träumen oder aufwachen, bevor der Traum kippt.
Laut Frisch beginnen Alpträume meist im Alter von drei Jahren. Kinder würden deutlich mehr Zeit als Erwachsene im REM-Schlaf (“Rapid Eye Movement”) verbringen. In der Phase der schnellen Augenbewegungen sei das Gehirn fast so aktiv wie im Wachzustand. “Es verarbeitet Emotionen, Eindrücke und Erinnerungen, weshalb gerade hier besonders intensive und bildhafte Träume entstehen.”
Vor allem im Alter von drei bis sechs Jahren können Kinder auch den sogenannten Nachtschreck erleben. “Das Kind wirkt plötzlich panisch: Es schreit laut, schwitzt, ist kaum ansprechbar und sagt manchmal Dinge ohne erkennbaren Zusammenhang”, so Frisch. Die Ursachen seien nicht vollständig geklärt. Nachschrecken seien jedoch harmlos und würden meist mit zunehmendem Alter verschwinden.