Ein Hauch von Glamour aus der Vergangenheit: Ein internationales Forscherteam unter Leitung der Universität Tübingen hat im Nordwesten des heutigen Iran ein bislang unbekanntes Rezept für Kajal, das berühmte schwarze Augen-Make-up, entdeckt. Die Fundstücke stammten aus dem 9. bis 7. Jahrhundert vor Christus und seien auf einem eisenzeitlichen Friedhof an der Ostgrenze des einstigen Assyrischen Reichs geborgen worden, teilte die Universität am Dienstag mit.
Die Forscher stießen dabei auf eine Überraschung: Anders als das damals übliche Kajal, das meist auf Bleibasis hergestellt wurde, bestand die schwarze Schminke aus natürlichem Grafit und Manganoxid – Zutaten, die der Haut einen metallisch schimmernden Glanz verliehen haben dürften. Die Entdeckung gelang bei der Analyse eines kleinen Keramikgefäßes mit schwarzem Puder, das zusammen mit Spiegeln und Schminkutensilien als Grabbeigabe gefunden wurde.
„Unsere Befunde offenbarten ein völlig neues Kajalrezept“, sagte Silvia Amicone, Leiterin der Studie. Die Mischung enthielt keine organischen Stoffe, sondern setzte auf mineralische Ressourcen aus dem nahegelegenen Zagros-Gebirge – ein Zeichen für die kreative Nutzung lokaler Schätze und den ausgeprägten Sinn für Schönheit in der damaligen Gesellschaft. Nach Worten von Karla Pollmann, Rektorin der Universität Tübingen, zeigen die Ergebnisse auch, wie viel Wert die Menschen schon damals auf ihr Aussehen legten: „Die Analyse einer Grabbeigabe öffnet hier ein Fenster in eine frühere Welt, die unserer heutigen in überraschenden Details ähneln kann.“ Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Archaeometry veröffentlicht. (1656/08.07.2025)