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Mahnwache gegen neuerliche Uranlieferung aus Russland geplant

Mit einer Mahnwache vor der Lingener Brennelemente-Fabrik wollen Atomkraftgegner am Montag gegen einen weiteren Uran-Transport aus Russland in die emsländische Stadt protestieren. Wie mehrere Initiativen am Sonntag mitteilten, werde für Montag die Ankunft des russischen Atomfrachters „Mikhail Dudin“ im Hafen von Rotterdam erwartet. Das Schiff hat schon öfter angereichertes Uran transportiert, das in Lingen zu Brennelementen für Atomkraftwerke verarbeitet wird.

Wie aus Daten der Marine-Website „Vesselfinder“ hervorgehe, könnte es sich dieses Mal um die größte Uran-Lieferung seit Beginn des Ukraine-Kriegs vor drei Jahren handeln, erklärten die Initiativen. Der angezeigte Tiefgang des Schiffes lasse im Vergleich zum bislang letzten Transport am Pfingstmontag auf eine rund dreimal so große Uran-Ladung schließen. Von Rotterdam wird das Material mit Lastwagen nach Lingen gebracht.

Die Anti-Atomkraft-Gruppen vermuten, dass der russische Atomkonzern Rosatom und die Eigentümerin der Lingener Brennelementefabrik, das französische Unternehmen Framatome, vor Inkrafttreten möglicher EU-Sanktionen die Uran-Bestände in Lingen deutlich auffüllen wollen- bislang umfassen die Sanktionen westlicher Staaten gegen Russland nicht den Nuklearsektor. Zudem laufe die aktuelle, beim zuständigen Bundesamt BASE veröffentlichte Transportgenehmigung für Uran-Importe aus Russland am 31. Juli aus.

Die Atomkraftgegner appellierten erneuert an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), die Atomgeschäfte von Framatome mit dem Kreml zu unterbinden. „Die Ankunft der Mikhail Dudin zeigt, dass das Problem der Uran-Geschäfte mit dem Kreml nicht kleiner, sondern immer noch größer wird“, sagte Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen. Framatome setze in Lingen verstricke sich immer weiter in die geopolitischen Atomprojekte von Russlands Präsident Putin.

Die Initiativen erneuerten zugleich ihre Kritik an einem geplanten Joint Venture von Framatome und Rosatom in Lingen zur Fertigung von Brennelementen für Reaktoren russischer Bauart vor allen in Osteuropa. Ein enstprechender Antrag liegt dem niedersächsischen Umweltministerium zur Genehmigung vor. Die Lingener Brennelemente-Fabrik ist ebenso wie die Uran-Anreicherungsanlage im westfälischen Gronau vom deutschen Atomausstieg ausgenommen und verfügt über eine unbefristete Betriebsgenehmigung.