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Mahnmal soll an sexualisierte Gewalt im Moerser Martinstift erinnern

Mit einem Mahnmal erinnert die rheinische Kirche an die sexualisierte Gewalt im evangelischen Schülerheim Martinstift in Moers. Die Gedenkstele wird am 8. Oktober auf dem Gelände der heutigen Musikschule enthüllt, wie die Evangelische Kirche im Rheinland am Donnerstag ankündigte. Das Mahnmal solle auch „an das anschließende Schweigen der dahinterstehenden Organisationen von Kirche und Diakonie zu den Taten“ erinnern.

In dem diakonisch-evangelischen Schülerheim waren Jungen in den 1950er-Jahren sexualisierter, sadistischer, körperlicher und seelischer Gewalt durch den damaligen Heimleiter Johannes Keubler ausgesetzt. Er wurde wegen körperlicher Züchtigung und sexuellen Missbrauchs der Schüler angezeigt, fristlos entlassen und 1956 vom Landgericht Kleve zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt.

Bei der Enthüllung des Mahnmals wird den Angaben zufolge ein Betroffener sprechen. Auch die Vizepräses der rheinischen Kirche, Antje Menn, sowie die Vorständin der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, Kirsten Schwenke, und der Moerser Superintendent Wolfram Syben werden teilnehmen.

Die Aufarbeitung der Vorfälle begann laut Kirche 2019 mit der Meldung ehemaliger Schüler. Die rheinische Kirche ließ die Taten in Moers, ihre Ursachen und Auswirkungen in einer 2023 veröffentlichten Studie untersuchen. Strukturen, Wegschauen und Feigheit haben demnach die Taten des Heimleiters ermöglicht. Eine wirksame Aufsicht oder eine Stelle, an die sich die Schüler und ihre Eltern hätten wenden können, habe gefehlt. In kirchlichen und diakonischen Verlautbarungen habe sich keine Notiz zu den Taten gefunden. Die Studie nennt das „institutionellen Narzissmus“.