Magaard beklagt hohe Kinderarmut

Die Kirche müsse dem „unerträglichen Missstand“ stärker entgegentreten, fordert der Theologe. Auch zum Thema Kirchenasyl hat er eine klare Meinung.

Bischof Gothart Magaard
Bischof Gothart MagaardMarcelo Hernandez / Nordkirche

Lübeck-Travemünde. Der Schleswiger Bischof Gothart Magaard hat das Armutsrisiko für Kinder in Schleswig-Holstein als "unverschämt" hoch kritisiert. Trotz steigenden Wohlstands würden immer mehr Familien in prekären Verhältnissen leben, sagte Magaard in seinem Bischofsbericht vor der Landessynode in Lübeck-Travemünde. Die Kirche müsse diesem "unerträglichen Missstand" noch stärker entgegentreten. 
Mit der geplanten Reform der Kita-Finanzierung müsse eine Gleichbehandlung aller Träger erreicht werden, forderte Magaard. Die Betriebskosten der evangelischen Kitas müssten vollständig von den Kommunen übernommen werden. Derzeit würden viele Kirchengemeinden fünf bis zehn Prozent der Betriebskosten zahlen. Stattdessen sollten die Gemeinden einen Beitrag für besondere religionspädagogische Angebote leisten. In Schleswig-Holstein würden täglich 35.650 Kinder eine der 608 evangelischen Kitas besuchen.

Anzeigen gegen Pastoren

Der Bischof verteidigte zudem das Kirchenasyl. Gewährt werde Kirchenasyl nur dann, wenn eine Abschiebung das Leben bedrohe oder mit humanitären Härten verbunden sei. Derzeit gibt es in Schleswig-Holstein 21 Kirchenasyle, in denen 54 Menschen betreut werden. Sorge bereiteten ihm Strafanzeigen gegen Pastoren, die Kirchenasyl gewähren. Sie kämen in der Regel aus dem rechtsextremen Lager. In Schleswig-Holstein hat es bislang zwei Anzeigen gegeben. 
Die Kirche in Schleswig-Holstein sei ländlich geprägt, sagte Magaard. Damit die Menschen in den Dörfern auch künftig gut leben können, müsse die Zusammenarbeit der Akteure vor Ort gefördert werden. Notwendig seien neue Ideen, wie das Leben auf dem Land gestaltet werden könne. Es gebe bereits gute Beispiele für eine Zusammenarbeit von Nachbargemeinden. So würden sich auf der Halbinsel Eiderstedt acht Gemeinden ein Gemeindebüro teilen, und im südlichen Dithmarschen habe sich die Jugendarbeit vernetzt. (epd)