Lang und anspruchsvoll ist der Weg, der zum Pfarrberuf führt. Doch wer sich jetzt dafür entscheidet, hat in etwa zehn Jahren beste Chancen auf einen Arbeitsplatz, der viele Gestaltungsmöglichkeiten bietet. Darüber haben sich elf Schülerinnen und drei Schüler der Oberstufe auf einer zweitägigen Info-Veranstaltung der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) in Haus Villigst informiert. „Bodenpersonal gesucht“ – unter diesem Motto wirbt die EKvW für den Pfarrberuf.
Für Chiara Bauhöfer steht fest: Sie wird Theologie studieren. „Ich habe extrem Lust darauf“, sagt die 19-Jährige aus Bad Berleburg, die sich jetzt auf das Abitur vorbereitet. Ob und wie sie allerdings später als Pfarrerin arbeiten wird – das kann sie sich jetzt noch nicht so richtig vorstellen. Nicht, weil es ihr keinen Spaß machen würde. Erfahrungen hat sie jede Menge. Jahrelang leitete sie den Teenkreis ihrer Kirchengemeinde, hat Praktika absolviert, war beratendes Mitglied im Presbyterium. Alles mit Freude und Begeisterung. Das breite Spektrum dieses Berufes, den Umgang mit Menschen vom Säugling bis ins hohe Alter, findet sie faszinierend.
Nein, es ist etwas anderes, das sie zögern lässt: Chiara ist nicht sicher, ob sie der Verantwortung gewachsen sein wird. Zum Beispiel sonntags auf der Kanzel – „da will ich keinen Käse erzählen“. Oder bei Trauergesprächen, bei Beerdigungen – es ist ihr sehr bewusst, welch hoher Anspruch mit der Seelsorge an Menschen verbunden ist, die mit dem Tod konfrontiert wurden. Diese nachdenkliche Ernsthaftigkeit geht einher mit einer tiefen Glaubenszuversicht.
Etwa ein Drittel der Teilnehmerinnen ist sicher, dass sie Pfarrerin werden wollen, berichtet Antje Röse, die das Seminar gemeinsam mit Landeskirchenrat Dieter Beese geleitet hat. Pfarrerin Röse betreut und begleitet die derzeit 168 westfälischen Theologiestudierenden. Sie steht als Ansprechpartnerin bei allen organisatorischen und inhaltlichen Angelegenheiten zur Verfügung, aber auch bei persönlichen Fragen, etwa wenn im Lauf des Studiums Zweifel aufkommen: Ist das wirklich der richtige Beruf für mich? Werde ich den Anforderungen gewachsen sein? Ist mein Glaube stark genug?
Das war auch jetzt in Villigst ein Thema. Ein Beruf, in dem man die biblische Botschaft weitersagt – wie lässt sich da mit Zweifeln umgehen, mit dem Gefühl der Gottesferne, mit Krisen?
„Auch die Bibel berichtet von solchen Erfahrungen“, sagt Antje Röse. „Wir haben darüber gesprochen, dass Menschen im Volk Israel und Jünger Jesu tiefe Krisen erlebt haben. Sie konnten sie überwinden: Sie erfuhren, dass die Gemeinschaft sie trägt.“ Solche Erfahrungen helfen auch im Pfarrberuf.
Etwa ein Drittel der Schülerinnen sind noch unsicher über ihre Zukunftspläne. Zu ihnen gehört Franziska Beitzel (17) aus Bad Berleburg. Auch sie ist stark engagiert: in der evangelischen Jugendarbeit und in der Flüchtlingshilfe. Sie neigt eher zu sozialer Arbeit, vorstellen kann sie sich auch, Gemeindepädagogin zu werden.
Nach dem Abitur wird sie deshalb zunächst ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem christlichen Jugenddorf absolvieren. Späteres Theologiestudium nicht ausgeschlossen. and
Artikel teilen:
Lust auf Theologie
Junge Menschen, die Pfarrerin oder Pfarrer werden wollen, sind heiß begehrt in der Kirche. Elf Schülerinnen und drei Schüler aus Westfalen haben sich jetzt über den Beruf informiert
