Lust auf „mehr davon“

Sie ist die erste ihrer Art in der westfälischen Landeskirche: Katrin Pferdmenges hat berufsbegleitend Theologie studiert und arbeitet jetzt als Pfarrerin im Kirchenkreis Paderborn.

Katrin Pferdmenges im Ordinationsgottesdienst in der evangelischen Kirche Maria im Weinberg in Warburg.
Katrin Pferdmenges im Ordinationsgottesdienst in der evangelischen Kirche Maria im Weinberg in Warburg.Burkhard Battran

Welche Motivation steckte hinter der Entscheidung, mit über 40 einen beruflichen Neuanfang zu wagen, Pfarrerin zu werden? Predigen zum Beispiel könnten Sie als Prädikantin auch ohne ein solches Studium.
Katrin Pferdmenges: Es stimmt. Nicht alles, was ich jetzt tue, ist neu. Ich habe schon vor meinem Studium Gottesdienste gefeiert und religionspädagogisch gearbeitet. Ein gutes Stück Seelsorge war sicher auch dabei. Aber das war nur ein Teil meiner Arbeit – und ich hatte Lust auf „mehr davon“. Und auch auf kirchliche Handlungsfelder, die mir noch wenig vertraut waren. Die Freude am theologischen Arbeiten begleitet mich schon lange und auch der Wunsch, mein theologisches Denken mit anderen zu teilen und zu vertiefen.

Wie gesagt: Sie sind bereits Prädikantin. Aber ein Theologiestudium ist ja, auch wenn Sie Griechisch- und Hebräisch-Kenntnisse bereits hatten, eine andere Herausforderung. Wie haben Sie das gemeistert – neben Beruf und Familie?
Das frag ich mich auch. Im Nachhinein sind es drei Dinge: Das Gottvertrauen, dass mir die Kraft für das, was ich tun soll, zukommt. Meine Leidenschaft für die Theologie. Und, last, but not least, die Unterstützung durch meine Familie und mein Umfeld.

Wie können wir Kirche für andere sein?

Die Aufgaben für Pfarrerinnen und Pfarrer haben in den vergangenen Jahren stetig zugenommen, nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ. Jetzt im Probedienst sind Sie – mit nur einer halben Stelle – in einer großen Region tätig. Bleibt da überhaupt noch Zeit, eigene Schwerpunkte zu setzen, eigene Ziele zu verwirklichen?
Die Arbeitsbedingungen sind herausfordernd und wir stehen als Gemeinde vor vielen Fragen: An welchen Orten sind wir wie präsent? Wie können wir Kirche für andere sein, unter schwierigen Rahmenbedingungen? Strukturprozesse fordern viel Zeit und Kraft. Dazu kommen Kasualien und Gottesdienste. Das sind Aufgaben, die gesetzt sind. Und denen ich mich mit Liebe zum Tun stelle. Daneben bleibt Zeit für einzelne Projekte mit Ehrenamtlichen. Letztes Jahr hatten wir rund um den Ewigkeitssonntag eine zehntägige Veranstaltungsreihe zum Thema „Trauer Gestalt geben“. Mit einer Lesung im Krematorium, mit hochkarätigen Vorträgen, Workshops und Exkursionen, überwiegend ehrenamtlich verantwortet. Das ist ein Beispiel für einen Schwerpunkt, der mir am Herzen liegt.

Gemeindearbeit wird sich wandeln

Welche Vorstellungen haben Sie für Ihre Zukunft als Pfarrerin in einer „eigenen“ Gemeinde?
Mich leitet die Vorstellung vom Priestertum aller Glaubenden. Ich wünsche mir ein lebendiges und geisterfülltes Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen. Gemeindearbeit wird sich wandeln. In allem Wandel, in aller Veränderung brauchen wir ein starkes geistliches Fundament. Die „Zurüstung der Heiligen“ liegt mir am Herzen.

Den Kirchen steht ein Mangel an Pfarrerinnen und Pfarrern bevor. Sehen Sie in Ihrem Studiengang eine Chance, mehr „Spätberufene“ für den Beruf des Pfarrers/der Pfarrerin zu gewinnen?
Mir gefällt der Begriff „spätberufen“ nicht. Auch das, was ich vorher gemacht habe, war Berufung. Aus dem berufsbegleitenden Masterstudiengang gehen seit Jahren Pfarrerinnen und Pfarrer hervor. Hierin liegt eine Chance. Allerdings ist der Studiengang nicht auf die Ausbildung von Pfarrerinnen und Pfarrer beschränkt. Das ist auch gut so. Er lebt von der Vielfalt der Studierenden aus kirchlichen und nicht-kirchlichen Berufen, die aus unterschiedlichsten, teilweise sehr persönlichen Gründen in die Theologie eintauchen wollen und dafür ihre eigenen Vorerfahrungen und Interessen einbringen.