Lübeck feiert Reformationsjahr mit Kantaten-Gottesdiensten

An jedem Sonntag wird der Kirchenkreis in diesem Jahr „das musikalische Erbe der Reformation“ gepflegt. Auch ein Reformations-Musical ist geplant.

Im Kirchenkreis Lübeck/Lauenburg soll kräftig gesungen werden (Symbolfoto)
Im Kirchenkreis Lübeck/Lauenburg soll kräftig gesungen werden (Symbolfoto)Andreas Schölzel / epd

Lübeck. Unter dem Titel "Cantate 2017" wird der Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg das Reformationsjahr mit 74 Kantaten-Gottesdiensten feiern. Bis 31. Dezember werde an jedem Sonn- und Feiertag in mindestens einer Kirche zwischen Ostsee und Elbe das "reiche musikalische Erbe der Reformation" gepflegt, kündigt die künftige Lauenburger Kreiskantorin Ulrike Meyer-Borghardt an. Das Repertoire reiche von Liedern der Reformationszeit, Motetten, Kantaten, über Singspiele bis zum Reformations-Musical "Reforwas?", ergänzte Kirchenmusikdirektor Hans-Martin Petersen aus Travemünde.
Luther hatte an der Erfurter Universität neben Theologie auch Musik studiert. Er spielte die Laute und musizierte so gut, dass er in einigen Schriften als "musicus et philosophus eruditus", als gelehrter Musiker und Philosoph, bezeichnet wurde. In Wittenberg führte er den deutschsprachigen Gemeindegesang im Gottesdienst ein.

Lübecker Singekrieg

Das Singen sei zum Markenzeichen der Protestanten geworden, sagt Pröpstin Petra Kallies. Luthers Choral "Ach Gott, vom Himmel sieh darein" sei auch in Lübeck als reformatorisches Bekenntnislied verstanden worden. "Im Advent 1529 stimmten Bürger in St. Jakobi und St. Aegidien bei Gebeten, die ihnen zu katholisch erschienen, dieses lutherische Lied an und übertönten den katholischen Prediger." Als "Lübecker Singekrieg" ging dieser Protest in die Reformationsgeschichte ein. Eine derart öffentlichkeitswirksame Aktion sei nur aus Lübeck überliefert, so Kallies.
Luther hat nach Einschätzung der Organisatoren nicht nur die Theologie, sondern auch die Musikgeschichte nachhaltig beeinflusst. Davon zeugten Namen wie Heinrich Schütz, Dietrich Buxtehude, Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn. Die Musiker im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg wollen mit dem Zyklus an diese Tradition anknüpfen. "Cantate 2017" biete jeden Sonn- und Feiertag die Chance, eine andere Facette der Kirchenmusik kennenzulernen, sagte Meyer-Borghardt. "Ich freue mich besonders, dass sich viele Kinder- und Jugendchöre beteiligen." In Lübeck gab es bereits Kantaten-Zyklen wie Bach 2000, Psalmen 2004, Buxtehude 2007 oder Cantate 2010. (epd)