Lob aus Deutschland für viertes Lehrschreiben von Papst Franziskus

Die vierte Enzyklika von Papst Franziskus enthält nicht nur Erbauliches für Anhänger der Herz-Jesu-Frömmigkeit. Kirchenvertreter aus Deutschland sehen Aspekte, die über das Spirituelle hinausgehen.

Es gilt unter Kennern schon jetzt als “geistliches Testament” von Papst Franziskus: sein viertes Lehrschreiben mit dem Titel “Er hat uns geliebt” (“Dilexit nos”). In Deutschland fanden Kirchenvertreter nach der Veröffentlichung am Donnerstag lobende Worte für den Text, mit dem der 87-Jährige die Quellen seines Glaubens beschreibt.

Es gehe darin trotz des spirituellen Charakters nicht nur um Innerlichkeit, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing. “Angesichts einer schnelllebigen Welt und eines zielorientierten Denkens, das uns oft daran hindert, zu ‘sehen’, wirbt Papst Franziskus dafür, bewusst wieder vom Herzen zu sprechen und mit dem Herzen zu sehen.” Die Liebe Christi sei die “Quelle der Hoffnung für uns und für diese oft so hoffnungsarme Welt”.

Enzykliken beanspruchen ein hohes Maß an Verbindlichkeit. Sie werden in der katholischen Kirche als Ausdruck der obersten Lehrgewalt des Papstes verstanden, sind aber keine unfehlbaren Lehrentscheidungen im dogmatischen Sinn. “Er hat uns geliebt” ist streckenweise sehr persönlich geschrieben. So schildert Franziskus beispielsweise Erfahrungen aus der eigenen Kindheit. Zugleich erinnert er ausführlich an das reiche religiöse Erbe der sogenannten Herz-Jesu-Frömmigkeit, die vom 18. bis ins 20. Jahrhundert von Frankreich ausgehend weite Teile der katholischen Kirche prägte.

Bätzing räumt ein, dass es nicht auf den ersten Blick verständlich sei, was ein päpstliches Lehrschreiben über die Herz-Jesu-Frömmigkeit dem heutigen Menschen in der Postmoderne sagen könne. Vieles darin wirke wohl auf einige Menschen fremd. “Doch es geht nicht in erster Linie um eine Aufzählung spiritueller Texte und Autoren unter dem Schlagwort ‘Herz Jesu’, sondern um die Liebe. Damit macht das Schreiben zugleich deutlich, welche zentrale Aussage Papst Franziskus mit dieser Thematik verbindet”, so der Bischof von Limburg weiter.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) versteht die Herz-Jesu-Enzyklika als Hinweis, wie das Kirchenoberhaupt die derzeit im Vatikan stattfindende Weltsynode im Vatikan sieht. Dem Papst gehe es darum, “geschwisterliche Bande in der Weltkirche zu knüpfen und mit vielen gemeinsam für die Zukunft der Kirche und der Welt Sorge zu tragen”, sagte ZdK-Vizepräsident Thomas Söding. Der Papst deute mit der Enzyklika sein Pontifikat “als immer neuen Versuch, ‘mit dem Herzen zu sprechen’ und aus dieser Haltung heraus für Menschenwürde einzustehen”. Ob dies bei der Synode gelinge, müsse sich am Samstag am Abschlussdokument zeigen.

Derzeit beraten im Vatikan – als Teil eines 2021 vom Papst angestoßenen Reformprojekts – mehr als 360 Männer und Frauen aus allen Erdteilen über tiefreichende Reformen der katholischen Kirche. Darunter sind mehr als 270 Bischöfe. Etwa ein Achtel der Teilnehmer sind Frauen.