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Lissabonner Soziologe Moniz zum neuen “Asterix in Lusitanien”

Asterix reist nach Portugal. Und ein Soziologe aus Lissabon hat das genau analysiert.

Der Soziologe António Moniz ist Asterix-Fan. Beim neuen Band “Asterix in Lusitanien” schwankt er zwischen Begeisterung und Klischee-Kritik. Endlich aber, freut sich Moniz im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), hat es Portugal in das “kosmopolitische Netzwerk der gallischen Helden” geschafft.

Frage: Herr Moniz, erstmals kommen Asterix und Obelix nach Lusitanien, das heutige Portugal. Wie zeigen Autor Fabcaro und Zeichner Didier Conrad Landschaften, Menschen und Kultur?

Antwort: Mit einer Mischung aus Zuneigung, Stereotypen und kulturellen Archetypen. Typische Merkmale sind die Geselligkeit beim Essen, der melancholische Humor und der zurückhaltende Widerstand eines kleinen Volkes gegen große Mächte.

Der Comic verwendet auch visuelle und sprachliche Kurzformen – Fado-Musik, Kabeljau/Bacalhau, Kork, maritime Symbole, die Blätterteigtörtchen “Pastel de Nata”. Das ist hübsch und wiedererkennbar, aber es birgt auch die Gefahr, die portugiesische Identität auf folkloristische Symbole zu reduzieren.

Frage: Was gefällt Ihnen am neuen Asterix besonders gut?

Antwort: Die Stärke des Bandes liegt in seiner visuellen Erzählweise und seinem interkulturellen Witz. Die Darstellung von Lissabon und der portugiesischen Küstenlandschaften ist visuell reichhaltig und historisch fundiert. Der Dialog zwischen den gallischen und lusitanischen Figuren bietet sowohl sprachlichen Humor als auch kulturelles Einfühlungsvermögen. Besonders gelungen ist die spielerische Integration portugiesischer Redewendungen und Architektur – die typischen Kacheln “Azulejos”, die Straßenbahn von Lissabon und die Pflasterdekorationen “Calçada” – in die Ästhetik von Asterix.

Frage: Was ist weniger gelungen?

Antwort: Bestimmte Szenen stützen sich zu sehr auf oberflächliche nationale Symbole und lassen die erzählerische Tiefe älterer Asterix-Alben vermissen. Der Humor gleitet gelegentlich in vorhersehbare Gefilde ab – anstelle von kritischer Satire. Die kulturelle Hommage grenzt dann eher an eine touristische Postkarte als an ein sozial fundiertes Porträt.

Aus literarischer Sicht hätte das Album von einer differenzierteren Darstellung der portugiesischen Moderne – Technologie, städtisches Leben oder wissenschaftliches Erbe – profitieren können, um ein Gegengewicht zur idyllischen Vergangenheit zu schaffen.

Frage: Was also fehlt für ein echtes Porträt der Portugiesen?

Antwort: Bereichernd wäre gewesen, den portugiesischen Humor anzusprechen: geprägt von Ironie, Understatement und Sprachspielen – das sind Merkmale, die perfekt zum Ton von Asterix gepasst hätten. Klar spielt Asterix in der Antike, aber beispielsweise wäre ein Ausblick auf das portugiesische Zeitalter der Entdeckungen spannend gewesen. Nicht durch imperiale Verherrlichung, sondern als Beispiel für Neugier, Wissenschaft und Seefahrt.

Frage: Ist der neue Asterix trotzdem eine gute Werbung für Portugal?

Antwort: Aus Marketing-Sicht ja. Das Album verstärkt positive Assoziationen – Gastfreundschaft, Küche, Musik und malerische Landschaften – und spricht ein internationales Publikum an. Aus kritisch-kultureller Sicht wiederholt es jedoch ausgewählte Bilder, die die nationale Identität für den Export vereinfachen.

Dennoch überwiegt für mich das Positive: Denn das Album präsentiert Portugal – oder Lusitania – zum ersten Mal innerhalb des kosmopolitischen Netzwerks von Asterix und macht damit ein Land sichtbar, das in der europäischen Populärkultur zu oft nur eine Randrolle spielt.