Gemeinden sollen «Erprobungsräume» werden

Um die Zukunft als drittkleinste Landeskirche zu sichern, will die Lippische Landeskirche Reformen auf den Weg bringen. Das Besondere daran: Sie werden nicht von oben verordnet. Die Gemeinden erhalten Freiräume für kreative Experimente.

Detmold (epd). Mit kreativen Ideen in den Kirchengemeinden und Einrichtungen will die Lippische Landeskirche auf zurückgehende Mitgliederzahlen und geringer werdende Finanzmittel reagieren. In sogenannten «Erprobungsräumen» sollen Kirchengemeinden neue Wege gehen können, wie Landessuperintendent Dietmar Arends am Montag vor der Landessynode in Detmold sagte. Er rief zudem zu einem deutlichen Widerstand der Kirche gegen Ausgrenzung und Rassismus auf. Das Kirchenparlament beschäftigte sich auch mit den Kirchensteuereinnahmen, die im kommenden Jahr den Schätzungen zufolge zwar auf rund 35 Millionen Euro steigen, langfristig jedoch sinken werden.

Die geplanten Modellprojekte sollen beispielsweise bei der regionalen Zusammenarbeit von Kirchengemeinden sowie in der Diakonie, Jugendarbeit oder Kirchenmusik neue Wege erproben. Dafür will die Landeskirche ab 2019 für die Dauer von fünf Jahren insgesamt 1,5 Millionen Euro bereitstellen, also jährlich 300.000 Euro. Ein besonderer Fokus werde bei den Erprobungsräumen auf Kooperationen liegen, wie Landessuperintendent Arends erläuterte.

Hintergrund sind der demografische Wandel und die Finanzentwicklung. Im Jahr 2030 wird die Landeskirche Schätzungen zufolge durch Sterbefälle, Kirchenaustritte und Wegzüge nur noch rund 130.000 Gemeindemitglieder haben. Aktuell zählt die drittkleinste Landeskirche rund 159.000 Mitglieder. Die Kirchensteuereinnahmen werden schätzungsweise von 40 Millionen im Jahr 2017 auf 30 Millionen im Jahr 2030 sinken.

In seinem Bericht vor der Synode äußerte sich der Lippische Landessuperintendent besorgt über den zunehmenden Rechtspopulismus in Deutschland. Die Kirche müsse zwar die Sorgen und Ängste der Menschen ernst nehmen und Räume für Gespräche bieten. «Aber rassistische, menschenverachtende, nationalistische Äußerungen dürfen keinen Platz haben, in der Kirche nicht und in der Gesellschaft auch nicht», unterstrich der oberste Repräsentant der Lippischen Landeskirche.

Arends würdigte die gute ökumenische Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche beim 500. Reformationsjubiläum im vergangenen Jahr. Das Jubiläum habe die beiden großen Konfessionen näher zueinander gebracht. Wichtig bleibe auch der Dialog mit dem Judentum und dem Islam, betonte der Theologe.

Die Lippische Landeskirche erwartet im kommenden Jahr Kirchensteuereinnahmen von rund 35 Millionen Euro. Damit liegen die voraussichtlichen Einnahmen rund 1,5 Millionen Euro über den Schätzungen für das laufende Jahr, wie der Juristische Kirchenrat Arno Schilberg vor der Synode erläuterte. Zwar hätten in den vergangenen Jahren die Kirchensteuereinnahmen durch die günstige wirtschaftliche Entwicklung höher als erwartet gelegen. In den kommenden Jahren müsse jedoch mit einem Rückgang gerechnet werden.

Der Haushalt für das kommende Jahr, der am Dienstag beschlossen werden soll, soll rund 45,6 Millionen Euro betragen.