Linksfraktion fordert Taskforce “Wohnungsnotfälle”

Bei den bezirklichen Fachstellen für Wohnungsnotfälle in Hamburg stehen aktuell 1.452 Menschen auf Wartelisten. Diese Personen hätten theoretisch Anspruch auf Unterbringung, konnten aber bisher nicht vermittelt werden, wie die Linksfraktion nach einer Anfrage an den Senat am Dienstag mitteilte. Während ein Teil der Betroffenen in Hotels oder Notunterkünften untergebracht werde, sei bei der Mehrheit der Verbleib unklar. In einem Antrag auf der kommenden Bürgerschaftssitzung fordert die Fraktion eine zentrale Taskforce „Wohnungsnotfälle“. Es brauche mindestens 30 zusätzliche Mitarbeitende, um die Arbeitsfähigkeit der Fachstellen wiederherzustellen.

Zudem solle das städtische Wohnungsunternehmen Saga verpflichtet werden, 2.500 statt bisher 1.000 Wohnungen für Menschen mit Dringlichkeitsbestätigung zur Verfügung zu stellen, heißt es in dem Antrag. Davon sollten 750 direkt über die Fachstellen vermittelt werden müssen.

Zu den primären Aufgaben der bezirklichen Fachstellen für Wohnungsnotfälle gehöre die Vermittlung von obdach- und wohnungslosen Menschen in öffentlich-rechtliche Unterbringung und Wohnraum. „Wenn die Fachstellen obdachlose Menschen nicht mal mehr in öffentliche Unterkünfte vermitteln können, ist es nicht erst fünf vor, sondern bereits fünf nach zwölf“, sagte Olga Fritzsche, sozialpolitische Sprecherin der Linksfraktion. Für viele Menschen sei das dann der direkte Weg auf die Straße oder zu Bekannten auf die Couch.

Der hohe Krankenstand in den Fachstellen sei zudem „ein eindeutiges Indiz“ dafür, dass diese an ihrer Belastungsgrenze angekommen seien oder sie längst überschritten hätten. „Wichtige Aufgaben wie die Einstufung der Haushalte für weitere Hilfen, die Ausgabe von Dringlichkeitsbescheinigungen oder Hausbesuche können kaum noch stattfinden“, sagte Fritzsche.

Laut der Wohnungslosenberichte des Bundes leben mehr als 32.000 Menschen in Hamburg in öffentlich-rechtlichen Unterkünften. Davon mehr als 13.000 bereits länger als zwei Jahre, weitere 8.000 Menschen seien zwischen ein und zwei Jahren untergebracht. Damit halte Hamburg im Vergleich zu anderen Bundesländern einen Negativrekord: Nirgendwo sonst leben im Verhältnis zur Bevölkerungszahl so viele Menschen so lange in Wohnunterkünften, hieß es.