Linke: Hamburger Senat lässt unbegleitete junge Geflüchtete allein

Die Hamburger Linksfraktion hat dem Senat „Totalversagen“ im Umgang mit unbegleiteten, minderjährigen Geflüchteten vorgeworfen. Nach ihrer Flucht fielen diese zunächst in ein „Versorgungsloch“ und müssten rund sechs Wochen „faktisch unversorgt“ beim Kinder- und Jugendnotdienst warten, bis es überhaupt weitergehe, teilte die Fraktion am Mittwoch mit. Weitere knapp sechs Monate kämen in der Clearingstelle hinzu. Dies liege an den Wartezeiten bis zur Bestellung von Vormündern, insbesondere Amtsvormündern. Erst sie könnten Hilfen zur Erziehung beantragen. Konkret warteten einer Senatsantwort auf eine Anfrage der Linksfraktion zufolge im Mai 192 minderjährige Geflüchtete auf einen Amtsvormund.

Carola Ensslen, fluchtpolitische Sprecherin der Bürgerschafts-Linksfraktion, erklärte: „Hamburg lässt minderjährige unbegleitete Geflüchtete komplett im Stich.“ Auf sich allein gestellt, würden sie zunächst dem Prozedere der Altersfeststellung ausgesetzt, obwohl ihnen bereits hier eine Interessenvertretung an die Seite gestellt werden müsste. Ein weiteres „Totalversagen“ liege bei der Betreuung vor: So sähen Amtsvormünder ihre jeweils 50 betreuten Minderjährigen maximal dreimal pro Jahr. „Viel zu wenig, viel zu spät“, befand Ensslen. Das berge die Gefahr, dass junge Menschen an Menschenfänger verloren gehen oder in Sucht, Kriminalität oder Islamismus abgleiten, warnte die Sprecherin. Ihre Forderung: „Der Senat muss andere Wege suchen – etwa ehrenamtliche Vormünder*innen mehr unterstützen oder gute Bedingungen für Pflegschaften in den migrantischen Communities schaffen.“