Artikel teilen:

Liebe und Rituale statt üppiger Geschenkeberge

Zu Weihnachten meinen Eltern und Verwandte es gut mit Kindern: Sie legen Geschenke unter den Baum und hoffen, dass der Nachwuchs sich darüber freut. Manchmal kommt es jedoch anders und die Kleinen sind unglücklich. Weil etwa das Fernlenkauto nach drei Minuten kaputt ist. Oder die Freundin oder der Freund größere Geschenke bekommen hat. Oft wissen sie angesichts des Geschenkebergs auch gar nicht, womit sie zuerst spielen sollen.

Bekämen Kinder viele Geschenke, könne sie das überfordern, sagt die Kieler Psychologin Svenja Lüthge. Eltern sollten lieber „den Herzenswunsch identifizieren und diesen erfüllen“. Sie sollten ihren Kindern dazu raten, diesen ganz oben auf dem Wunschzettel zu notieren. Lasse der sich nicht erfüllen, sollten Eltern vorab erklären, dass der Weihnachtsmann oder das Christkind nicht jeden Wunsch verwirklichen kann. Gegebenenfalls sollten die Eltern dem Nachwuchs einen Kompromiss aufzeigen. Wünsche sich das Kind beispielsweise ein Pony, könnte dieser lauten, dass es kein Tier, sondern Reitstunden geschenkt bekommt.

Wollen Verwandte Geschenke beisteuern, müssten Eltern koordinieren. Sie könnten beispielweise der Patentante dazu raten, lieber etwas Geld für einen späteren Kleidungskauf zu schenken, empfiehlt Lüthge.

Bei Spielzeug sollten Schenkende darauf achten, dass es Prüfzeichen trägt, rät Tristan Jorde, Umweltberater bei der Verbraucherzentrale Hamburg. Das CE-Zeichen bestätige, dass das Produkt bestimmten Anforderungen entspricht. „Gewisse Schadstoffe sind verboten, Kleinteile dürfen nicht verschluckt werden, brandsicher muss es sein“, nennt Jorde Beispiele. Er schränkt allerdings ein: Ein Qualitätssiegel sei das CE-Zeichen nicht, Hersteller brächten es selbst am Produkt an. „Sie geben damit die rechtsverbindliche Erklärung ab, dass ihr Produkt mit den Bedingungen konform ist.“ Das Problem: Einige „behaupten das einfach und gehen davon aus, dass sie nicht erwischt werden“.

Daneben gebe es das „Geprüfte Sicherheit“-Siegel, auch bekannt als GS-Zeichen. Spielzeuge würden dazu von externen Instituten überprüft. Dabei gehe es „eher um mechanische Stabilität und ähnliche Dinge“, sagt Jorde. Somit erkläre das GS-Zeichen zwar „ein paar Teilaspekte“, ein umfassendes Qualitätssiegel sei es jedoch nicht.

Ganz wenige Spielzeuge trügen den „Blauen Engel“. „Da sind dann Öko-Aspekte drin und das wird auch wirklich extern getestet“, versichert Jorde. Und schließlich gebe es noch Siegel wie „Spiel des Jahres“, da gehe es eher um den pädagogischen Wert.

Ein Problem ist laut Jorde, dass sehr viel Spielzeug nicht hierzulande hergestellt wird. Es „geht über irgendwelche globalen Lieferketten“. Oft wüssten die Händler nicht, was in diesen Spielzeugen enthalten ist. „Die Dinge sind kaum bis gar nicht deklariert.“

Von elektronischem Spielzeug oder Elektronik in Kleidung rät Jorde ab. Schuhe mit blinkenden Lämpchen beispielsweise nennt er „Elektroschrott“. Auch von Online-Shopping hält er wenig: Was an einem Tag als Produktdeklaration auf einer Webseite stehe, sei vielleicht schon am nächsten Tag von der Seite gelöscht. Besser sei es, „von Angesicht zu Angesicht“ einzukaufen.

Jordes genereller Rat lautet: „Lieber selten und Hochwertiges schenken. Oder noch besser: nicht materiell schenken.“ Sich mit den Kindern zu befassen und Zeit mit ihnen zu verbringen, sei „wahrscheinlich die beste Lösung“.

Auch Svenja Lüthge rät Eltern dazu, sich nicht zu sehr auf Materielles zu fokussieren. Sie empfiehlt, mit Kindern Rituale und Bräuche zu pflegen. Das gebe den Kleinen Sicherheit und schenke ihnen Vorfreude. Als Beispiele nennt sie den Besuch von Kindergottesdienst, Krippenspiel oder Weihnachtsmärchen.

Vor allem aber sollten Eltern ihren Kindern „ganz, ganz viel Liebe“ schenken, rät Lüthge. Stünden Liebe, Rituale, Bräuche und die Erfüllung des Herzenswunsches im Mittelpunkt des Fests, spiele die Anzahl der Geschenke keine Rolle, „und dann sollte so was wie Neid auch gar keinen Platz finden“.