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Licht vom Himmel

Die Pfarrerin im Wittgensteiner Land sitzt am Nachmittag draußen in der Sonne und bereitet die nächste Predigt vor. Neben ihr auf dem Tisch steht eine Art Einmachglas. Darin ist nicht etwa Obst oder Gemüse, das haltbar gemacht wurde. Nein, das Einmachglas hat einen speziellen Deckel, der auch etwas haltbar macht: Ein Solarmodul speichert das Licht vom Himmel. Abends, wenn es dunkel wird, springt dann eine kleine Leuchte an, die unten am Deckel befestigt ist. Und das Einmachglas spendet Licht. Natürlich nicht so hell, wie das die Sonne vermag. Aber immerhin, ein Licht leuchtet in die Dunkelheit und sorgt für einen gemütlichen Sommerabend.

Wäre das nicht toll, wenn man das übertragen könnte? Angenommen es läuft gerade alles rund, der Urlaub war gespickt mit schönen Erlebnissen und alle sind gesund. Dieses Gefühl, diese Dankbarkeit müsste man speichern können. Den eigenen Akku damit aufladen. Sozusagen auf Vorrat glücklich sein.
Kommen andere Zeiten, in denen es einem schlechter geht und nur wenig so ist, wie es sein soll, könnte man diese Erinnerungen abrufen. Man könnte dann von den glücklichen Erlebnissen zehren und darauf zählen, dass der Akku irgendwann auch wieder aufgeladen werden kann. So wie die Sonne mit Sicherheit wieder scheinen wird – sei die Nacht auch noch so dunkel.
Auf unserer Terrasse steht inzwischen auch so ein Solarlämpchen. Jeden Abend freue ich mich, wenn im Laufe der Dämmerung das Licht plötzlich anspringt. Es erinnert mich daran, dass ich für vieles dankbar sein kann. Und neulich kam mir ein Gedanke: Im Gegensatz zu dem Lämpchen habe ich in Gott eine Art Notstromaggregat.