Licht in dunkler Zeit

Über den Predigttext für den letzten Sonntag nach Epiphanias: 2. Petrus 1,16-21

Predigttext
16 Denn wir sind nicht ausgeklügelten Fabeln gefolgt, als wir euch kundgetan haben die Kraft und das Kommen unseres Herrn Jesus Christus; sondern wir haben seine Herrlichkeit mit eigenen Augen gesehen. 17 Denn er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Preis durch eine Stimme, die zu ihm kam von der großen Herrlichkeit: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. 18 Und diese Stimme haben wir gehört vom Himmel kommen, als wir mit ihm waren auf dem heiligen Berge. 19 Umso fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen. 20 Und das sollt ihr vor allem wissen, dass keine Weissagung in der Schrift aus eigener Auslegung geschieht. 21 Denn es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht worden, sondern getrieben vom Heiligen Geist haben Menschen in Gottes Auftrag geredet.

Wann ist diese dunkle Zeit endlich vorbei?
… so frage ich heute, im Shutdown des Corona-Winters 2021. Wann wird mein Leben endlich wieder hell und frei, wann darf ich mich wieder mit meinen Freundinnen treffen, meine Familie sehen, reisen? Wann endet die ständige Sorge um mich und meine Lieben vor Krankheit und Tod?

Wann ist diese dunkle Zeit endlich vorbei?
… so fragten die Gläubigen der frühen christlichen Gemeinden vor fast 2000 Jahren, an die der 2. Petrusbrief gerichtet war. Wann kommt Jesus zu uns zurück, wann enden Krankheit und Tod auf dieser Welt für immer, wann bricht Gottes neuer Tag für uns an? Die Jüngerinnen und Jünger Jesu, die Apostel, hatten diesen Tag noch zu ihren Lebzeiten erwartet und den neu bekehrten Christen verkündet.

Das Warten kann ein ganzes Leben dauern

Aber inzwischen waren sie alle verstorben, und viele Gläubige begannen zu zweifeln, ob der ersehnte Tag von Jesu Wiederkehr überhaupt kommen würde. Nach und nach verstanden sie: Dieses Warten auf Jesu Wiederkehr, das kann ein ganzes Christenleben lang dauern.

Zahlen prägen für mich das Warten auf das Ende des Corona-Winters 2021, Zahlen, die meinen Alltag bestimmen: Neuerkrankte, Verstorbene, Anteil Erkrankter pro 100 000 Einwohner – Zahlen der Wahrscheinlichkeit. Mal machen sie mir Angst, mal Hoffnung, aber vor allem drücken sie die Unsicherheit aus, in der ich lebe und meine täglichen Entscheidungen treffen muss.

Nicht Zahlen, sondern Bilder prägen für mich das Warten auf Jesu Wiederkehr. Solche Bilder schenkt mir der Autor des 2. Petrusbriefes: „Wir sind nicht ausgeklügelten Fabeln gefolgt, denn wir haben seine Herrlichkeit mit eigenen Augen gesehen“, schreibt er und erzählt von der Verklärung Jesu und von Gottes Stimme aus dem Himmel: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe“.

Das letzte Wort hat Jesus Christus

Und im Erzählen werden die Bilder für mich lebendig. Ich kann Gott hören, der seine Kraft und Herrlichkeit auf Jesus legt. Der in ihm ein Versprechen gibt, das auch für mich heute noch gilt: Es werden nicht Krankheit und Tod sein, die in meinem Leben das letzte Wort haben, sondern Jesus Christus, Gottes Sohn.

Das ist keine Frage von Zahlen und Wahrscheinlichkeiten: Ich habe keine Ahnung, was passiert, wenn mein letzter Tag auf Erden zu Ende geht. Aber ich bin sicher, dass Jesus Christus dann an meiner Seite sein und mich in Gottes neuen Tag führen wird.

Mit dieser Verheißung lebe ich heute. Sie prägt nicht nur den letzten, sondern jeden Tag meines Lebens. Sie wird zu einem Licht, „das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen“.

Heute, im Corona-Winter 2021, brauche ich die Zahlen der Wahrscheinlichkeit. Sie helfen mir, das Risiko für mich und meine Mitmenschen zu verstehen. Sie helfen mir, gute Entscheidungen zu treffen und meine Verantwortung als Christin zu tragen.

Aber noch mehr brauche ich in diesem Winter das „prophetische Wort“: Die Geschichten und Bilder der Hoffnung. Sie erreichen mich in meiner Sorge und Einsamkeit. Sie erzählen von Jesus Christus, dem Gott selbst Ehre und Kraft gegeben hat, mich zu retten. Sie machen mir Mut, weil die Grenzen, die die Welt uns setzt, allesamt vergänglich sind. Sie sind wie ein Licht, das in meine Zeit hineinscheint und einen dunklen Winter hell macht.
Wann ist diese dunkle Zeit endlich vorbei?
Dann, wenn der Morgenstern in meinem Herzen zu leuchten beginnt.
HEUTE!

Eine erweiterte Form der Andacht kann hier als Video angeschaut werden: https://youtu.be/6wEkRQXyVzk