Liberale Jüdische Gemeinde in Pinneberg gegründet

Die alte Gemeinde hat sich Anfang November aufgelöst. Vor zwei Jahren sorgte ihr Vorsitzender für viel Wirbel.

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Pinneberg. In Pinneberg bei Hamburg hat sich die „Liberale Jüdische Gemeinde“ gegründet. Dies teilt der Landesverband der Jüdischen Gemeinden mit. Die neue liberale Gemeinde bestehe bereits seit Juli und sei von vorwiegend russischsprachigen Juden gegründet worden. Sie ersetzt die bisherige Jüdische Gemeinde, die keine ausgeprägte Orientierung hatte.

Die Anzahl der Mitglieder in der 2002 gegründeten alten „Jüdischen Gemeinde Pinneberg“ ist nach Angaben des Landesverbands seit zwei Jahren deutlich rückläufig. Zahlreiche Mitglieder hätten sich beim Landesverband über den Vorstand beschwert. Eine Überprüfung der Akten und Geschäftsführung sei dem Landesverband verweigert worden. Nach dem Rücktritt eines Teils des Vorstandes habe sich die alte Gemeinde Anfang November aufgelöst.

Vorsitzender zurückgetreten

Für überregionale Schlagzeilen sorgte die alte Jüdische Gemeinde Pinneberg vor zwei Jahren, als der „Spiegel“ dem Vorsitzenden Wolfgang Seibert Hochstapelei vorwarf. Seibert räumte daraufhin ein, dass seine Großeltern nicht, wie von ihm behauptet, Auschwitz-Überlebende seien, und trat als Vorsitzender zurück.

Geleitet wird die neue Gemeinde von Frida Nikolayenko, betreut wird sie von Rabbiner Isak Aasvestad. Russischsprachiger Unterricht wird von Rabbiner Alexander Lyskovoi erteilt. Ziel sei es, das jüdische Leben in der Region aufrechtzuerhalten und neue Impulse zu geben, hieß es. Die Pinneberger Synagoge wird inzwischen von der neuen Gemeinde genutzt.

Weltweit erste Gemeinde aus Hamburg

Die weltweit erste liberale jüdische Gemeinde wurde 1817 in Hamburg gegründet. Zum Liberalen Judentum zählen sich heute etwa 1,7 der weltweit 14 Millionen Juden. Als wesentliche Merkmale gelten die Gleichberechtigung der Frauen, Predigten in deutscher Sprache und der Einsatz von Musikinstrumenten im Gottesdienst. (epd)