Auf dieser Kirche leuchten Botschaften

Was für eine schöne Idee: Morgens und abends wird die Feldsteinkirche illuminiert. Dann kommen Botschaften zum Vorschein, die während der Pandemie Mut machen sollen.

Mutmachende Botschaften zieren die Kirche von Haddeby
Mutmachende Botschaften zieren die Kirche von HaddebyJasper von Harlem

Haddeby. Unter dem Motto „Lass leuchten“ wird die alte Feldsteinkirche in Haddeby bei Schleswig während der Fastenzeit zum Kunstwerk. Die Zeichnerin und Illuminationskünstlerin Katrin Bethge projiziert in den Morgen- und Abendstunden biblische und aktuelle Botschaften an die Nord­seite der Kirche.

Die Initiative zu der Aktion kam aus dem Haddebyer Kirchengemeinderat. „Es geht uns darum, in diesen Schattenzeiten gute, Mut machende und ermunternd-aktivierende Impulse zu setzen, nicht zuletzt in der Fastenzeit“, sagt Pastor Kai Hansen. Das Thema Verzicht bekomme in diesen Tagen von Fastenzeit und Pandemie viel, vielleicht zu viel Gewicht. Die leuchtenden Botschaften an der Kirchenwand wollen positive Impulse dagegensetzen.

Wellen aus Wörtern

So versteht auch die Künstlerin Katrin Bethge ihren Auftrag. Zum Auftakt der Aktion hat die Hamburgerin Wellen aus Wörtern an die Mauern illuminiert, die rund um das Verb „lassen“ kreisen: loslassen, weglassen, einlassen, gehen lassen, überlassen oder sein lassen. „Ich verstehe es als ein aktives Lassen. Wir lassen etwas los oder überlassen etwas, nicht weil wir es müssen, sondern weil wir es wollen“, erläutert die Künstlerin.

Künstlerin Katrin Bethge mit ihrer Assistentin May-Lena Tylkowski
Künstlerin Katrin Bethge mit ihrer Assistentin May-Lena TylkowskiCatharina Volkert

Noch drei Mal werden Themen und Farben der Illumination, die auch im Vorbeifahren auf der B76 sehr gut zu sehen ist, bis zum 6. April wechseln. Dazu tauscht sich Katrin Bethge im Vorwege mit den beiden Pastoren Henrike Koberg und Kai Hansen aus. Die Künstlerin ist in der Region bereits bekannt: 2016 hat sie die „Lichtreise“ im Schleswiger Dom installiert und im vergangenen Advent die beiden Kirchen in Eckernförde illuminiert.

Die Technik hinter den Ergebnissen ist einfacher, als man denken mag. Die Projektionsbilder entstehen analog, vorgefertigte Folien werden mit Overheadprojektoren an die Wände geworfen. In Haddeby schützen Metallkästen die zwei verwendeten Projektoren vor Wind und Wetter. Beim Aufbau vor Ort ist die Künstlerin jedes Mal mit dabei, justiert die Projektoren immer wieder neu, um ein perfektes Ergebnis zu erzielen. Bisweilen muss dann auch noch mal mit der Schere nachgeholfen werden. Die Motive entstehen an ihrem heimischen Schreibtisch mit Feder und Tusche auf Papier, bevor sie sie am Computer weiterbearbeitet und auf Folie ausdruckt.

Für die Aktion hat die Kirchengemeinde bereits viel Resonanz erhalten. Die „schöne Idee“ wurde gelobt, eine Besucherin meinte nach dem Besuch mit, dass es endlich mal wieder etwas geben, auf das man sich freuen könne. Christina Stolz vom Kirchengemeinderat sagt dazu: „Gerade in diesen Zeiten des Lockdowns wollen wir als Kirche etwas geben, machen deshalb Kunst öffentlich.“

Was das Projekt kostet

3500 Euro lässt sich die Gemeinde das Projekt kosten, für das sie auch in einem Flyer wirbt und um Spenden bittet. Licht, Kunst und historisches Gemäuer gehen in Haddeby für sieben Wochen eine Symbiose ein – und die wirkt im flüchtigen Vorbeifahren ebenso wie bei einem bewussten Spaziergang an der Kirche.