Lehrer-Gewerkschaft: Einsatz von Quereinsteigern begrenzen

Der Chef der Lehrer-Gewerkschaft VBE sieht Quereinsteiger, die an Schulen aushelfen, ziemlich kritisch. Sie könnten meist keinen qualitativ hochwertigen Unterricht anbieten, bestenfalls „unterrichtsähnliche Angebote“.

Der Bundesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, fordert die Kultusminister der Bundesländer auf, den Einsatz von Quereinsteigern in Schulen zu begrenzen. „In Schulen sollten nur voll ausgebildete Lehrkräfte arbeiten, die ein Masterstudium absolviert haben“, sagte der Chef der Lehrer-Gewerkschaft in einem Interview der „Südwest Presse“ (Freitag). Das garantiere „qualitativ hochwertigen Unterricht“. Der VBE vertritt nach eigenen Angaben als Gewerkschaft die Interessen von rund 164.000 Pädagoginnen und Pädagogen in allen Bundesländern.

Zwar habe er angesichts des Lehrermangels ein Stück weit Verständnis für die Notlage. Doch mit dem zunehmenden Einsatz von Seiten- und Direkteinsteigern werde man dem Bildungsanspruch der Schüler nicht gerecht. „Diese Menschen helfen an Schulen aus, für die wir überhaupt keine Lehrer finden, und man muss froh sein, dass sie das tun. Aber wir können dann nicht mehr von qualitativ hochwertigem Unterricht sprechen, bestenfalls von unterrichtsähnlichen Angeboten“, sagte Brand.

„Qualitativ ganz schwierig ist es, wenn Personen ohne Lehramtsausbildung unterrichten, die kein Studium abgeschlossen haben und mit befristeten Verträgen eingestellt werden.“ In Baden-Württemberg hießen sie etwa „Personen ohne Lehramtsausbildung“, so Brand. „Das können Schreiner sein, Physiotherapeuten, Anwaltsgehilfen, alle möglichen Berufe – aber eben ohne pädagogischen Hintergrund.“

Wenn die Bundesländer schon auf Quereinsteiger setzten, müssten sie sie deutlich besser vorbereiten. „Berufsbegleitende Programme reichen nicht aus“, sagte Brand. „Das Mindeste wäre eine Vorqualifikation: ein halbes Jahr Ausbildung, bevor man zum ersten Mal vor einer Klasse steht.“

Nach Informationen der „Südwest Presse“ wollen die Kultusminister den Einsatz von Quereinsteigern ausbauen. So solle bei der Kultusministerkonferenz am Donnerstag und Freitag in Berlin unter anderem ein von mehreren Ländern ausgearbeitetes Konzept für „Maßnahmen zur Gewinnung zusätzlicher Lehrkräfte und zur strukturellen Ergänzung der Lehrkräftebildung“ beraten werden. Es sehe unter anderem den Einsatz von Quereinsteigern und von sogenannten Ein-Fach-Lehrkräften vor, berichtete die Zeitung.