„Leberkäsjunkie“ – Fall Nummer sechs für Kommissar Eberhofer

Sechster Provinzkrimi um den niederbayerischen Polizisten Eberhofer, der den Tod einer Frau bei einem Brand aufklären soll, sich aber mit vielen anderen Misslichkeiten herumschlagen muss.

Sechster Provinzkrimi um den niederbayerischen Polizisten Eberhofer, der den Tod einer Frau bei einem Brand aufklären soll, sich aber mit vielen anderen Misslichkeiten herumschlagen muss.

In Zusammenarbeit mit filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission gibt die KNA Tipps zu besonderen TV-Filmen:

Sechster Teil der Provinzkrimi-Reihe um den niederbayerischen Dorfpolizisten Franz Eberhofer, der den Tod einer Frau bei einem Brand aufklären soll, wobei ein lokaler Fußballstar und ein homosexuelles Paar ins Visier geraten. Familiäre Scharmützel, überhöhte Cholesterin-Werte und die Eigenheiten der Dorfbewohner nehmen ihn aber meist mehr in Beschlag.

Die Krimikomödie punktet durch ihr skurril-sympathisches Personal und manche Szene, in der sich das Komische mit dem Tragischen verbindet. Allerdings gleicht die Aneinanderreihung von witzig-kriminalistischen, oft aber auch nur klamaukigen Szenen mehr einer Nummernrevue als einem in sich stimmigen Film.

Seine besten Momente hat der sechste Film um den niederbayerischen Dorfpolizisten Franz Eberhofer, wenn sich das Komische und das Tragische verbünden. Wenn der Humor weh tut und wenn man über das Traurige lachen muss. Wenn der frühe Tod von Eberhofers Mutter auch auf den geburtserschwerenden „Wasserkopf“ des ungeliebten Bruders Leopold zurückgeführt wird. Oder wenn der Oma in schönstem Therapeutendeutsch erklärt wird, warum es mit der Beziehung von Eberhofer und seiner (Ex-)Freundin einfach nicht klappt. Das Leichte und das Schwere liegen dann eng beieinander, überlagern sich oder tauschen den Platz, ohne dem jeweils anderen die Daseinsberechtigung streitig zu machen.

Von solchen Szenen gibt es in „Leberkäsjunkie“ eine gute Handvoll. Dazu kommen schöne Drehbuch-Einfälle, die Regisseur Ed Herzog meist mit viel Sinn für Rhythmus und Komik umgesetzt hat. Das bekannte Personal aus Eberhofers Heimatort Niederkaltenkirchen pflegt seine Skurrilitäten und wird von den Stammschauspielern liebevoll interpretiert. Dazu gesellen sich wunderbare Gastauftritte von Eva Mattes und Anica Dobra. Doch als Ganzes überzeugt „Leberkäsjunkie“ nicht wirklich, da sich diese Elemente nicht zu einem zwingenden Gesamtwerk fügen; die Aneinanderreihung von witzig-kriminalistischen, oft aber auch nur klamaukigen Szenen wird mehr zur Nummernrevue als zur runden Krimikomödie.

Das übergeordnete Thema des Films lautet Gier. Das Essen spielte ja immer schon eine zentrale Rolle im Panoptikum des leicht lethargischen Dorfpolizisten, was sich schon an den Titeln der Reihe ablesen lässt. Diesmal aber wird es ernst: Der Arzt diagnostiziert bei Eberhofer stark überhöhte Cholesterin-Werte in Folge extremen Leberkässemmel-Konsums und verordnet eine strenge Diät. Deshalb kocht die Oma statt Schweinebraten fortan Brokkoli-Tofu-Eintopf.

Die Gesundheitsdiät geht aber nach hinten los und führt beim uneinsichtigen Eberhofer dazu, dass er sich mit ungesundem Essen regelrecht vollstopft. Damit steht er in dem niederbayrischen Provinznest nahe Landshut keineswegs allein da; die Männer-bewegte Esoterikerin Liesl Mooshammer, die bei den Eberhofers eingezogen ist, weil ihr Bauernhof niederbrannte, ist eine ernstzunehmende „Fress-Konkurrentin“.

Da in Mooshammers verkohltem Anwesen auch eine weibliche Brandleiche gefunden wurde, muss Eberhofer ermitteln. Das tut er mit gewohnter, von Sebastian Bezzel schlafwandlerisch-treffsicher gespielten Lakonie. Schnell gerät der lokale Fußballgott des FC Rot-Weiß, Buengo, der eine komplizierte Affäre mit der Toten hatte, ins Visier der Ermittlungen. Eine andere Spur führt zu einem gut betuchten homosexuellen Pärchen aus Landshut; einer der beiden Männer war seit Kindheitstagen ein „Seelenverwandter“ der Toten.

Da es in den Krimis der Autorin Rita Falk aber mindestens ebenso sehr um die Dorfbewohner mit ihren Eigenheiten und die familiären Scharmützel im Eberhofer-Clan geht, muss der Polizist in „Leberkäsjunkie“ auch seinen einjährigen Sohn Paul betreuen, der normalerweise bei der Ex-Freundin Susi lebt. Während Eberhofers bester Freund Rudi Birkenberger „von innen zu leuchten“ beginnt, weil er im Gegensatz zu ihm sich an die Diät hält, und während sich Eberhofers Anarcho-Vater in die Mutter der Toten verliebt, kauft die Oma ein Haus im Neubaugebiet, um die Beziehung ihres Sohnes mit Susi doch noch zu retten.

Das ist dann auch so ein komisch-schmerzhafter Moment, wenn Franz angesichts des zu grauer Beton-Monotonie geronnenen Spießertraums instinktiv die Flucht ergreift – ein schöner Seitenhieb auf die Austauschbarkeit der Neubaugebiete am Rande bayerischer Siedlungen. Denn weiter weg als hier kann man vom Rock ’n‘ Roll, Eberhofers Lebensmotto, eigentlich gar nicht sein.